U 715: Unterschied zwischen den Versionen
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− | | colspan="3" | U 715 wurde am 13.06.1944 im Nordmeer nordöstlich der Färöer-Inseln durch Wasserbomben der [[Consolidated PBY Catalina]] (Canso) T (Cecil-St. George-William Chapman) der kanadischen [[RCAF]] Squadron 162 | + | | colspan="3" | U 715 wurde am 13.06.1944 im Nordmeer nordöstlich der Färöer-Inseln durch Wasserbomben der [[Consolidated PBY Catalina]] (Canso) T (Cecil-St. George-William Chapman) der kanadischen [[RCAF]] Squadron 162 schwer beschädigt, gesunken. |
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− | | colspan="3" | Zitat: Eine Canso der auf Island stationierten kanadischen Squadron 162, geflogen von dem Wing Commander Cecil St. George Chapman, sichtete Sehrohr und | + | | colspan="3" | Zitat: Eine Canso der auf Island stationierten kanadischen Squadron 162, geflogen von dem Wing Commander Cecil St. George Chapman, sichtete Sehrohr und Schnorchel des von dem 25jährigen Helmut Röttger geführten neuen U 715. Chapman zwang das Boot mit vier Wasserbomben zum Auftauchen und tötete danach drei Besatzungsmitglieder an Deck durch Maschinengewehrfeuer. Röttger wehrte sich, indem er die Canso mit seiner 3,7-cm-Flak durchsiebte und zur Notwasserung zwang. Drei Mann der achtköpfigen Crew kamen um, die anderen fünf wurden nach acht Stunden im Wasser durch ein britisches Luftwaffen-Seenotrettungsboot gerettet. Unter den Überlebenden war auch Chapman, der sofort ein DSO (Distinguished Service Order) erhielt. Auch J.M. McRea, der zweite Pilot, und drei weitere Crew-Mitglieder erhielten hohe Auszeichnungen. |
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| colspan="3" | U 715 sank bei dem Gefecht. Britische Seenotrettungsboote nahmen 16 der 45 Besatzungsmitglieder an Bord, aber Röttger war nicht unter ihnen. Die deutschen Überlebenden berichteten beim Verhör, das er während des Fliegerangriffs die Nerven verlor und sich erschoß, als das Boot sank. | | colspan="3" | U 715 sank bei dem Gefecht. Britische Seenotrettungsboote nahmen 16 der 45 Besatzungsmitglieder an Bord, aber Röttger war nicht unter ihnen. Die deutschen Überlebenden berichteten beim Verhör, das er während des Fliegerangriffs die Nerven verlor und sich erschoß, als das Boot sank. | ||
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| colspan="3" | mein Vater Max Forner und die anderen 7 der ehemaligen Besatzung von U 715 danken sehr für Ihren Brief vom Mai. Leider ist mein Vater inzwischen schwer erkrankt, so dass ich Ihnen - nach Gesprächen mit im - schreibe. U 715 wurde im März 1943 in Hamburg fertig gestellt und verbrachte 1 Jahr - bis Mai 1944 - mit Übungsfahrten vor der norwegischen Küste, die Besatzung war sehr jung und unerfahren, nur drei Bootsmaate hatten schon Erfahrungen auf U-Booten. Kplt. Röttger war vorher Marineflieger, mein Vater - Maschinenobergefreiter - war erst 18 Jahre. Die Leute in der Maschine hatten keine Ahnung was in der Zentrale los war, sie hörten nur das Glockenschrillen, sahen die Alarmlampen blinken, den Maschinentelegraphen anschlagen und hörten durchs Telefon die Befehle. Wenigstens darauf konnten sie sich am 13.06.1944 einen Vers machen. | | colspan="3" | mein Vater Max Forner und die anderen 7 der ehemaligen Besatzung von U 715 danken sehr für Ihren Brief vom Mai. Leider ist mein Vater inzwischen schwer erkrankt, so dass ich Ihnen - nach Gesprächen mit im - schreibe. U 715 wurde im März 1943 in Hamburg fertig gestellt und verbrachte 1 Jahr - bis Mai 1944 - mit Übungsfahrten vor der norwegischen Küste, die Besatzung war sehr jung und unerfahren, nur drei Bootsmaate hatten schon Erfahrungen auf U-Booten. Kplt. Röttger war vorher Marineflieger, mein Vater - Maschinenobergefreiter - war erst 18 Jahre. Die Leute in der Maschine hatten keine Ahnung was in der Zentrale los war, sie hörten nur das Glockenschrillen, sahen die Alarmlampen blinken, den Maschinentelegraphen anschlagen und hörten durchs Telefon die Befehle. Wenigstens darauf konnten sie sich am 13.06.1944 einen Vers machen. | ||
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− | | colspan="3" | Der Befehl zum Ausblasen der Tauchtanks mit Diesel bedeutete, dass der Kommandant nach langer Tauchfahrt auftauchen wollte. Dass unmittelbar nach dem Ausfahren des Sehrohrs eine von vier Wasserbomben das Boot traf, erfuhr mein Vater erst später. Der Treffer löste im Maschinenraum Chaos aus, ein Heizöltank ergoss seinen Inhalt über die Maschinisten, das Boot kippte nach vorne und ging steillastig über den Bug nach unten, Proviantdosen schossen wie Granaten durch das Boot. "Es ist aus" war der einzige Gedanke und dennoch wurden die Befehle ausgeführt: "Anblasen" befahl der | + | | colspan="3" | Der Befehl zum Ausblasen der Tauchtanks mit Diesel bedeutete, dass der Kommandant nach langer Tauchfahrt auftauchen wollte. Dass unmittelbar nach dem Ausfahren des Sehrohrs eine von vier Wasserbomben das Boot traf, erfuhr mein Vater erst später. Der Treffer löste im Maschinenraum Chaos aus, ein Heizöltank ergoss seinen Inhalt über die Maschinisten, das Boot kippte nach vorne und ging steillastig über den Bug nach unten, Proviantdosen schossen wie Granaten durch das Boot. "Es ist aus" war der einzige Gedanke und dennoch wurden die Befehle ausgeführt: "Anblasen" befahl der L.I., der mit einem Torpedomaat und zwei Torpedomixern im Bugraum war (diese vier sanken mit dem Boot) und dann: "Alle Mann aussteigen". Mein Vater arbeitete sich zur Zentrale durch, zerrte in der Kombüse den vor Angst erstarrten Smutje am Hemdkragen mit an Deck. Sie zogen ihre Schuhe aus, legten die Tauchretter an und sprangen ins Wasser. Weg vom sinkenden Boot schwammen sie um dem Sog zu vermeiden. Von 52 Besatzungsmitgliedern konnten 48 das Boot verlassen, mein Vater war der letzte. |
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| colspan="3" | Aber nur 16 überlebten den Untergang. Nicht alle waren geistesgegenwärtig genug um den Tauchretter anzulegen, die panische Angst ließ klares Denken unmöglich werden. Die ersten Stunden im Wasser, das wegen des Golfstroms zum Glück relativ warm war (17 Grad), ließen keine Übersicht zu, jeder musste an sich denken. Die Wellen und der Zufall wollten es, dass 16 Mann so zueinander fanden, dass sie sich aneinander festhalten konnten um das Abtreiben von einzelnen zu verhindern. Kplt. Röttger war nicht dabei, wie er starb, weiß keiner der Überlebenden. Irgendwann tauchten englische Flugzeuge auf, die Panik stieg wieder an: Die Angst vor dem Abschuss, dem Tod entronnen um zu sterben? Fantasien machten die Runde: Mastspitzen, Schiffe wurden gesehen. Wieder ein englisches Flugzeug. Es warf 3 Schlauchboote ab, allerdings funktionierte davon nur eines. 16 Mann zogen sich in das Boot, lagen über- und untereinander, saßen auf dem Rand, die Füße im Wasser, konnten sich nicht bewegen um keinen kostbaren Zentimeter Platz zu verlieren. | | colspan="3" | Aber nur 16 überlebten den Untergang. Nicht alle waren geistesgegenwärtig genug um den Tauchretter anzulegen, die panische Angst ließ klares Denken unmöglich werden. Die ersten Stunden im Wasser, das wegen des Golfstroms zum Glück relativ warm war (17 Grad), ließen keine Übersicht zu, jeder musste an sich denken. Die Wellen und der Zufall wollten es, dass 16 Mann so zueinander fanden, dass sie sich aneinander festhalten konnten um das Abtreiben von einzelnen zu verhindern. Kplt. Röttger war nicht dabei, wie er starb, weiß keiner der Überlebenden. Irgendwann tauchten englische Flugzeuge auf, die Panik stieg wieder an: Die Angst vor dem Abschuss, dem Tod entronnen um zu sterben? Fantasien machten die Runde: Mastspitzen, Schiffe wurden gesehen. Wieder ein englisches Flugzeug. Es warf 3 Schlauchboote ab, allerdings funktionierte davon nur eines. 16 Mann zogen sich in das Boot, lagen über- und untereinander, saßen auf dem Rand, die Füße im Wasser, konnten sich nicht bewegen um keinen kostbaren Zentimeter Platz zu verlieren. | ||
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Version vom 16. Juli 2024, 09:01 Uhr
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