AGRU-Front
Aus U-Boot-Archiv Wiki
Version vom 11. Oktober 2022, 12:46 Uhr von Andreas (Diskussion | Beiträge)
Die Technische Ausbildungsgruppe für Front U-Boote war ein im September 1941 auf der Halbinsel Hela eingerichtetes Schulungszentrum für U-Boot-Besatzungen. Bei der AGRU-Front erfolgte unter frontähnlichen Bedingungen Ausbildungen und Schulungen der Besatzungen und ihrer Kommandanten. Hier wurde von erfahrenen Ausbildern alle möglichen Arten von Ausfällen simuliert, um die Besatzungen auf jede mögliche Überraschung unter Gefechtsbedingungen vorzubereiten. Die Ausbildung dauerte durchschnittlich 9 Tage, konnte sich jedoch bei unzureichendem Ausbildungsstand verlängern. Nach der Ausbildung erhielt jedes Boot das "AGRU-Frontreifzeichen" (die sogenannte "Fahrgenehmigung"). Die AGRU-Front verlegte im März 1945 von Hela nach Bornholm und später nach Eckernförde. Besonderes Augenmerk wurde bei der AGRU-Front auf die Ausbildung der Befehlsübermittlung (BÜ), hauptsächlich bei Ausfällen gelegt. | |||
Kommandeure | |||
00.09.1941 - 00.05.1944 | Korvettenkapitän (Ing.) | Hans Müller | |
00.05.1944 - 08.05.1945 | Kapitän zur See (Ing.) | Kurt Heintz | |
ABLAUF DER AUSBILDUNG 1944
1. Tag bei der Agru-Front: | |||
1.) Prüfungstauchen, Einsteuern, Tiefensteuerübungen und die Erklärung Alarmtauchen. | |||
2.) Alarm aus Überwasserkriegsmarsch mit Langsamer Fahrt. | |||
3.) Alarm aus Überwasserkriegsmarsch mit Halber Fahrt, beide Verdichter, Zulüfter für Bootslüftung in Betrieb. | |||
4.) Alarm aus Überwasserkriegsmarsch mit Langsamer und Halber Fahrt mit Batterieladung, Ablüfter für Batterie und Verdichter in Betrieb. | |||
5.) Alarm aus Überwasserkriegsmarsch mit 2 x Halbe Fahrt oder Große Fahrt mit Batterieladung, Ablüfter für Batterie und beide Verdichter in Betrieb. | |||
6.) Alarm aus Überwasserkriegsmarsch mit Großer Fahrt Zulüfter, Ablüfter, beide Verdichter in Betrieb, dazu Batterieladung. | |||
2. und 3. Tag bei der AGRU-Front: | |||
Wiederholung des 1. Tages in Einzelausbildungen. | |||
4. Tag bei der AGRU-Front: | |||
1.) Flieger (Flakbedinung aufgezogen), Einsteigen, Alarmtauchen, Einsteuern, "Auf Gefechtsstation". | |||
2.) Erklärung der Befehlsübermitler-Wege beim Ausfall des Seitenruders, Tiefenruders, der Befehls- und Meldeanlage und des Batterieselbstschalters. | |||
3.) Steuern des Bootes aus der Zentrale, Turm räumen. | |||
4.) Schleichfahrt. | |||
5.) Folgende Übungen bei Schleichfahrt zunächst einzeln: Seitenruder ausgefallen, Seitenruderlageanzeiger und Rudertelegraf ausgefallen, Tiefenruderlageanzeiger ausgefallen, Tiefenrudermotor vorn ausgefallen, Tiefebrudermotor hinten ausgefallen, Teleflexanlage ausgefallen, Steuern nach Sekunden, Auftauchen. | |||
6.) Flieger (Flakbedinung aufziehen), Einsteigen, Alarm. | |||
7.) Gesamtausfall Elektrik, einschließlich Lichtausfall über Wasser auf ebenen Kiel, (Befehlsübermittler-Übung). Wiederklarmachen über eine Hilfsschalttafel (Umschaltübung). | |||
8.) Alarm ohne Alarmanlage. | |||
9.) Ruderversager über Wasser. | |||
5. und 6. Tag bei der AGRU-Front: | |||
Wiederholung des 1. und 2. Tages. | |||
7. Tag bei der AGRU-Front: | |||
1.) Alarm ohne Alarmklingel. Luft für Kupplung ausgefallen, Druckminderer ausgefallen (bei Booten mit luftbetätigten Entlüftungen). | |||
2.) Luft für Entlüftungen ausgefallen. Bei Anforderung frei über Handregelventil. Eine Untertriebszelle ausgefallen (ein Flutventil läßt sich nicht schließen). Untertrieb aus Regler lenzen und Boot einsteuern. Beim Auftauchen dafür 2 t Regler fluten und beim nächsten Tauchen mit 10 - 12 atü ausdrücken. Entlüftungen 3 lassen sich nicht schließen. Auftauchen auf Notverschlussklappen. | |||
3.) Schnell auf 40 m gehen, beide Maschinen Große Fahrt. Beide Tiefenruder klemmen hart unten. Boot einsteuern für beide Maschinen Langsame Fahrt (beide unten) nullastig. | |||
4.) Störungen, zurück auf Sehrohrtiefe gehen, auftauchen, Hauptanblasventil ausgefallen. | |||
5.) Bedienung Entlüftungen 1 und 5 von Bug- und Heckraum (Befehlsübermittler). Untertriebszellen lassen sich nicht ausdrücken, abfangen mit Fahrt, durchsacken lassen, Boot abfangen durch Ausblasen der Tauchzelle 3, Einsteuern auf Luftblase auf etwa 40 - 50 m für Langsame Fahrt nullastig. Entlüftungen 1 und 5 lassen sich auch vom Bug- und Heckraum nicht schließen. Wasserdichte Back und wasserdichtes Heck schließen. Auf 20 m gehen, Horchpeilung, auf Sehrohrtiefe gehen. Untertriebszellen Ausdrücken, Tauchzelle 3 entlüften. Auftauchen auf wasserdichte Back und Tauchzelle 3 und wasserdichten Heck, kein Füllen der Untertriebszellen. | |||
6.) Alarm ! Ohne Untertrieb. Bei "Entlüftungen schließen" alle Entlüftungen sind klar. Langsames Vollaufen der E-Maschinen-Bilge über Flutleitung Torpedozellen (Annahme: kein Trimmwasser hinten). Abfangen durch Fahrt und Anblasen von Tauchzelle 1. Ausbringen der Nothandlenzpumpe zum Lenzen aus der E-Maschinen-Bilge zur Reglerzelle. Nach Umpumpen Tauchzelle wieder entlüften. Auftauchen. | |||
8. und 9. Tag bei der AGRU-Front: | |||
Wiederholung des 1. - 3. Tages. | |||