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U 869 wurde am 11.02.1945, im Nordatlantik vor New Jersey (USA), durch Wasserbomben und Hedgehog der US-Geleitzerstörer USS HOWARD D. CROWE (DE-252) (Lt. John-M. Nixon) und USS KOINER (DE-331) (Lt.Comdr. Charles-Sterling Judson) versenkt.
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Erst im Juni 2005 wurde die Versenkung von U 869 mit einem Vorfall, an dem die US-Geleitzerstörer HOWARD D. CROW und KOINER beteiligt waren, in Verbindung gebracht. Am 11.02.1945 warfen sie Wasserbomben auf ein vermeintliches U-Boot. Der Sonarkontakt bewegte sich jedoch nicht, und obwohl Luftblasen und Öl an die Oberfläche traten, wurde der Vorfall als Angriff auf ein Wrack interpretiert. Auch nach dem Krieg, als Unterlagen der Alliierten mit denen der Deutschen abgeglichen wurden, gab es keinen Hinweis darauf, dass ein U-Boot in der Nähe gewesen sein könnte, wodurch der Vorfall in Vergessenheit geriet.
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Das Wrack von U 869 liegt nur 4,5 Seemeilen vom damaligen Angriffspunkt der HOWARD D. CROW entfernt; Schätzungen ergaben, dass U 869 diese Position etwa am 11.02.1945 erreicht haben könnte. Daher gilt als sicher, dass die HOWARD D. CROW U 869 versenkt hat. Die Einschätzung, dass es sich um ein Wrack gehandelt hat, dürfte darin begründet gewesen sein, dass bereits eine der ersten Wasserbomben eines der beiden tödlichen Löcher in den Rumpf gerissen hatte.
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Die ursprüngliche Nachkriegsbewertung der Versenkung wurde von Axel Niestlé im Januar 1994 geändert und von Harold Moyers und Axel Niestlé im Juni 2005 ergänzt. Die Angriffe des Geleitzerstörer USS FOWLER (DE-222) und des U-Boot-Jägers FNFL L'Indiscret am 28.02.1945, vor Marokko, auf der Position 34°30' N - 08°13' W, denen früher die Versenkung von U 869 zugeschrieben wurde, richteten sich nicht gegen ein U-Boot. Das Wrack von U 869 wurde im September 1991 von einer Gruppe amerikanischer Taucher entdeckt und danach eindeutig identifiziert. (Dr. Axel Niestlé - S. 230).
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Da die Bücher von Busch/Röll und Clay Blair vor 2005 erschienen, wußten sie natürlich noch nicht wirklich viel über den wirklichen Verlust von U 869. Ich gebe ihre Thesen hier trotzdem mal mit an.
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Busch/Röll schreiben dazu:
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Ich zitiere: Das Wrack von U 869 wurde im September 1991 gefunden. Es liegt auf 72 Meter Tiefe im Bereich Point Pleasant vor New Jersey. Die erste Annahme, es handele sich um U 521, war falsch, da Taucher Gegenstände im Boot fanden, die eindeutig darauf hinwiesen, daß das Wrack U 869 ist. U 869 lief am 08.12.44 aus Kristiansand zur Feindfahrt aus, mit der Order, vor der amerikanischen Ostküste zu operieren. Am 10.01.45 meldete sich das Boot zuletzt aus 52°30'N/26!30'W, was auf einen direkten Kurs ins zugewiesene Operationsgebiet, der US-Ostküste vor New York, schließen läßt. Über den Bootsverlust können nur Vermutungen angestellt werden. Ein Leck im Maschinenraum, desgleichen im Bug-Torpedoraum sowie ein abgesprengter Turm, der seitlich vom Wrack liegt, lassen eine Selbstversenkung durch Torpedokreisläufer vermuten. Der Verlusttag könnte der 17.02.45 sein.
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Die Annahme, daß U 869 am 28.02.45 im Mittelatlantik vor Rabat durch Wasserbomben des US-Eskorters FOWLER und des französischen U-Jägers L´INDISCRET versenkt wurde, ist nicht haltbar. Diese Schiffe griffen vermutlich kein U-Boot an. Wahrscheinlich wurde in der Operationsabteilung der U-Boote anhand irrtümlich ausgelegter Funksprüche ein falscher Kurs gekoppelt. Dies erklärt den Fehler, U 869 aber hielt sich an seine Order, vor der amerikanischen Ostküste zu operieren, wo das Boot sein Ende fand. Zitat Ende.
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Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 317.
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Clay Blair schreibt dazu:
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Ich zitiere: Das von dem 27jährigen Helmut Neuerburg geführte IXC/40-Boot U 869 lief am 8. Dezember von Christiansand aus. Am Ende der dritten Seewoche, um den 29. Dezember, hätte das Boot durch die Island-Färöer-Passage den Atlantik erreichen sollen, doch die übliche Passiermeldung blieb aus. Mehrere damals abgesetzte Funksprüche an das Boot blieben unbeantwortet, was bei der U-Boot-Führung für Besorgnis auslöste. Trotzdem erteilte sie dem Boot den Auftrag, weiter nach Westen zu fahren und gegen den Schiffsverkehr vor New York zu operieren. Auch dieser Befehl blieb unbeantwortet, was bei der U-Boot-Führung laut Kriegstagebuch vom 3. Januar beträchtliche Beunruhigung verursachte.
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U 869 war eines der mit dem Hochgeschwindigkeitssender Kurier ausgestatteten Boote und hatte das Gerät vom 26. November bis zum 1. Dezember zusammen mit anderen Booten im Skagerrak getestet. Die Versuche waren technisch schwierig gewesen und nicht ganz erfolgreich verlaufen. Trotzdem hatte die U-Boot-Führung U 869, das zunächst als drittes Wetterboot für die Ardennenoffensive hatte dienen sollen, angewiesen , nur mit Kurier zu senden. Möglicherweise funkte das Boot seine Passiermeldung per Kurier, und diese wurde von der U-Boot-Führung nicht empfangen.
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Nachdem die U-Boot-Führung bis zum 6. Januar nichts von dem Boot gehört hatte, war sie fast überzeugt, daß es verloren war. An diesem Tag reagierte das Boot jedoch auf die oft wiederholte Aufforderung seine Position zu melden, und funkte, daß es sich im Planquadrat AK 63, etwa 1100 Kilometer südwestlich von Island, befinde. Diese Meldung löste bei der U-Boot-Führung erneut Verwirrung aus. Wenn das Boot auf der üblichen Route durch die Island-Färöer-Passage gefahren wäre, hätte es sich beträchtlich weiter südlich befinden müssen. Die U-Boot-Führung kam zu dem Schluß, daß das Boot, wenn man eine Reisegeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Tag zugrunde legte, durch die Dänemarkstraße in den Atlantik gefahren sein mußte, eine ungewöhnliche Route. Außerdem wurde sehr negativ vermerkt, daß das Boot keine Wetterberichte für die Ardennenoffensive geliefert hatte.
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Die U-Boot-Führung befand sich in einer Zwickmühle. Da das Boot auf der langen Anfahrt in den Atlantik viel Treibstoff verbraucht haben mußte, bezweifelte sie, daß es noch genügend Treibstoff hatte, um vor New York zu operieren. Also befahl sie dem Boot, sofort seine Treibstoffreserven zu melden, damit ein angemessenes Operationsgebiet festgelegt werden konnte. Auf diese Anfrage kam, trotz ständiger Aufforderung, keine Antwort mehr von dem Boot. Als jede Reaktion ausblieb, befahl die U-Boot-Führung U 869 am 8. Januar, mit dem Schnorchel vor Gibraltar westlich des Planquadrats CG 9592 zu operieren, sich der Straße von Gibraltar jedoch nicht weiter zu nähern. Auch auf diesen Befehl reagierte das Boot entweder garnicht oder durch einen konventionellen Funkspruch oder ein Kurzsignal, das von der U-Boot-Führung nicht empfangen wurde. Von da an gab es keine sichere Nachricht mehr von dem Boot. Die U-Boot-Führung nahm an, daß es den neuen Befehl befolgt hatte. Am 18. Februar heißt es in ihrem Kriegstagebuch, U 869 habe mit Kurzsignal >>beta-beta<< einen Geleitzug gemeldet und vor Gibraltar ein Schiff versenkt. Fast einen Monat später, am 16. März, heißt es im Kriegstagebuch, daß U 869 möglicherweise eine weitere Beta-Beta-Meldung in dem Gebiet vor Gibraltar abgesetzt habe.
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Auch die amerikanischen Codeknacker, die den Funkverkehr der Deutschen teilweise entzifferten, waren verwirrt. Kenneth Knowles vom Submarine Tracking Room schloß aus den Befehlen der U-Boot-Führung vom 29. Dezember, daß das im Tracking Room mit dem Bigramm >Oboe Item<< (OI) bezeichnete U 869 Richtung New York fuhr. Der Entzifferungsdienst fing auch die Meldung des Bootes vom 6. Januar auf, daß es sich im Planquadrat AN 63 befand, verpaßte jedoch den Funkspruch der U-Boot-Führung vom 8. Januar, mit dem das Boot nach Gibraltar umdirigiert wurde. Er fing jedoch am 19. Januar einen an U 869 gerichteten Funkspruch der U-Boot-Führung auf, in dem es hieß, das Boot werde um den 1. Februar in der Nähe des Operationsgebiets eintreffen, und Knowles wußte, daß U 870 zu einem früheren Zeitpunkt nach Gibraltar entsandt worden war.
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Knowles zog daraus den Schluß, daß U 869 >>vielleicht<< einen >>Ursula<<-Funkspruch >>verpaßt<< hatte, der es nach Gibraltar umdirigiert hätte, und sich noch immer auf dem Weg nach New York befand. Auf Grund dieser Überlegung entsandte die Tenth Fleet zwei U-Jagdgruppen mit den Geleitträger Core und Croatan, um das Boot aufzuspüren. Beide Gruppen hatten keinen Erfolg. Auch sonst gab es keinerlei Hinweis, daß U 869 tatsächlich die Gewässer vor New York erreicht hatte.
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Die Alliierten kamen schließlich zu dem Schluß, daß U 869 den Befehl, vor Gibraltar zu patrouillieren, doch empfangen und befolgt hatte, jedoch nie zurückgekehrt war. Da sie keinerlei eindeutigen Beweis für den Untergang des Bootes hatten, vermuteten sie zunächst, daß es am 26. Februar etwa 320 Kilometer östlich der Madeirainseln durch den amerikanischen Geleitzerstörer O´Toole versenkt worden war. Bei der Endauswertung kamen sie jedoch zu dem Schluß, daß das U-Boot bei einem Angriff auf den Geleitzug GUS 74 verlorengegangen war. Der Angriff war damals gescheitert, und fünf Sicherungsschiffe waren über das Boot hergefallen, daß nun für U 869 gehalten wurde. Dabei hatte es sich um die mit Soldaten der amerikanischen Coast Guard bemannte Fregatte Knoxville, die beiden amerikanischen Geleitzerstörer Fowler und Francis M. Robinson und die beiden ehemals amerikanischen, nunmehr freifranzösischen Patrouillenboote L´Indiscret und Le Résolu gehandelt. Das alliierte Auswertungskomitee rechnete die >>Versenkung<< schließlich der Fowler und der L´Indiscret an.
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Dies war der Stand bis zum 2. September 1991. An jenem Tag tauchten auf Schiffswracks spezialisierte Amateurtaucher unter Führung von William Nagle und John Chatterton nach einem Wrack in etwa 70 Metern Tiefe, das 110 Kilometer östlich von Point Pleasant in New Jersey lag. Es sah einem U-Boot sehr ähnlich. Bei zwei aufeinanderfolgenden Tauchgängen in jenem Herbst entdeckten die Taucher Geschirr, das mit dem Datum 1942 und mit Adler und Hakenkreuz versehen war, und sie brachten ein Speisemesser mit herauf, in dessen Holzgriff der Name >>Horenburg<< geschnitzt war. Bei der Erkundung des in 70 Metern Tiefe liegenden Bootes verlor der Sporttaucher Steve Feldman vermutlich das Bewußtsein und wurde von der Strömung abgetrieben.
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In den folgenden Jahren leitete John Chatterton weitere Expeditionen zu dem U-Boot. Dabei kamen zwei weitere Taucher ums Leben, doch Chatterton und seine Leute konnten nun Wrackteile bergen, die bewiesen, daß es sich um ein auf der Deschimag-Werft in Bremen gebautes IXC-Boot handelte (was auf U 869 zutraf). Später bargen sie die Reste eines Schnorchelkopfes und einen am 15. April 1944 getesteten Tauchretter und schließlich, im Jahr 1997, einen Behälter, der ein Schildchen mit der Aufschrift U 869 trug. Dieser letzte Gegenstand war zusammen mit einer Liste der Besatzung, die den Besitzer des Messers, Martin Horenburg, als Funkoffizier von U 869 auswies, ein überzeugender Beweis dafür, daß es sich bei dem Wrack tatsächlich um U 869 handelte.
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Was war geschehen ? Wie von Kenneth Knowles zunächst vermutet, hatte U 869 tatsächlich den Befehl nicht empfangen, der es nach Gibraltar dirigiert hätte, und hatte seine Reise nach New York fortgesetzt. Aus dem Zustand des Wracks (die Backbordseite war mittschiffs durch eine Explosion abgesprengt) schließt Chatterton, daß das Boot einen Torpedo auf ein Schiff abschoß, der sein Ziel verfehlte und als Kreisläufer das Boot selbst traf, ein Unglück, das in der U-Boot-Waffe gar nicht selten vorkam. Natürlich könnte auch ein bis heute nicht registrierten Angriff durch ein alliiertes ASW-Schiff oder Flugzeug dem Boot den Todesstoß versetzt haben. Zitat Ende.
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Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 758, 759, 760.
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Aus SPIEGEL TV von John Chatterton und Richard Kohler
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Festgehakt hat es sich, irgendwo da unten, auf dem Meeresgrund. Der Fischer erzählt seine Geschichte, die Profitaucher John Chatterton und Richy Kohler beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen: In 70 Metern Tiefe entdecken sie einen verrotteten Stahlkoloss, der große Ähnlichkeit mit einem U-Boot hat. Sie informieren die US-Navy und erfahren, dass sich laut Kriegsberichten der amerikanischen Marine im Umkreis von 100 Meilen von der Fundstelle gar kein U-Boot befinden dürfte. Die Neugier der beiden Wrackexperten ist geweckt: Schon beim zweiten Tauchgang können sie zwei Teller bergen, deren Rückseite einen Adler mit Hakenkreuz und die Jahreszahl 1942 zeigt. Das erste verlässliche Indiz: Sie haben ein deutsches U-Boot aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Doch wieso ist es vor der amerikanischen Küste gesunken und niemals als vermisst gemeldet worden? Chatterton und Kohler wollen das Boot um jeden Preis identifizieren. "Wir sind keine Archäologen", begründet John seine Beharrlichkeit, "es gibt hier keinen verborgenen Schatz, keine reiche Beute.
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Unsere Belohnung wird allein die Lösung des Rätsels sein. Die Schäden am Boot geben dabei nur zum Teil Aufschluss über die Unfallursache. Ein riesiger Riss in der zweieinhalb Zentimeter dicken Stahlwand des Druckkörpers und ein komplett abgetrennter, auf der Seite liegender Kommandoturm sprechen für eine gewaltige Explosion. Ist das Boot von einer Wasserbombe getroffen worden oder hat es sich gar selbst versenkt. Zusammen mit ihrem Kollegen John Yurga unternehmen die Wrackspezialisten zahlreiche Tauchgänge. Acht Stunden brauchen die Experten, um die 80 Seemeilen von der Küste zum Wrack zurückzulegen. Auf Grund des hohen Seegangs an der Fundstelle gestaltet sich die Erkundung des U-Boots schwierig. Das Wrack liegt in über 70 Metern Tiefe in kaltem, trübem Wasser. Die akute Gefahrenzone für Taucher beginnt bei 45 Metern Tiefe. Wer tiefer hinabsteigt, versucht sich mit dem so genannten "Tri-Mix" für die potenziell lebensgefährliche Tiefenrausch-Region zu wappnen.
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Die Mischung aus Stickstoff, Helium und einem geringeren Sauerstoffanteil als in der Luft erlaubt zwei Tauchgänge an einem Tag. Abgesehen von der großen Druckbelastung unter Wasser müssen sich Wrackforscher stets bewusst sein, dass es noch scharfe Torpedos an Bord geben kann. Rund 1100 dieser unsichtbaren Jäger wurden im Dritten Reich gebaut. Sie wogen eine halbe Tonne und konnten verheerende Schäden anrichten. Die Suche nach aussagekräftigen Fundstücken dauert länger als erwartet. Während der Wintermonate beschäftigen sich Chatterton, Kohler und Yurga mit Kriegsberichten und Bauplänen; sie sichten altes Filmmaterial und befragen Zeitzeugen zu den verschiedenen deutschen U-Boot-Typen. Die Wrackforscher kaprizieren sich auf die Suche nach Tauchgeräten der deutschen Matrosen, auf denen erfahrungsgemäß der Name des Besitzers verzeichnet war. Zwar finden sie keine Namen auf den Geräten. Von einem U-Boot-Veteran erhält Chatterton jedoch den Tipp, dass auch Ersatzteilkisten mit Plaketten versehen waren, auf denen Bootstyp und Name verzeichnet waren. Da diese Kisten sich im Elektromotorraum des Bootes befinden, haben die Wracktaucher ein Problem: Um dorthin zu gelangen, müssen sie durch den Dieselmotorraum, der auf Grund herabgefallener Metallstücke nur ohne Sauerstoffflasche zu durchqueren.
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ist. Bei einer ersten Erkundung des Dieselraums entdecken die Taucher ein Stück verrostetes Metall mit einer gut lesbaren Aufschrift: Das mysteriöse U-Boot stammt demnach von der Deschimag-Werft in Bremen und ist vom Typ IX C/40. Da es überhaupt nur 25 Boote dieser Art gegeben hatte, sind die Taucher ihrem Ziel der Identifikation des Wracks ein ganzes Stück näher gekommen. Typ IXC war ein in den dreißiger Jahren entworfener Langstreckentyp, der vor allem vor Afrika und Amerika operierte. Ein weiterer Fund erregt die Gemüter: Chatterton entdeckt in den Mannschaftsquartieren ein Messer, auf dessen Holzgriff der Name Horenburg eingeritzt ist. Zusammen mit Richy Kohler besucht John das U-Boot-Archiv von Horst Bredow in Cuxhaven, um Genaueres über dieses vermeintliche Besatzungsmitglied zu erfahren.
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Bredow ist stolzer Besitzer einer umfangreichen Privatsammlung, in der 1171 Boote mit Berichten über Mannschaften, sowie deren Schicksal und Verbleib verzeichnet sind. Der ehemalige Oberfähnrich zur See findet nur einen einzigen Funkmeister namens Martin Horenburg in seinen Unterlagen - und der hat zuletzt auf U-869 gedient, einem Boot des Typ IX C. Bredow bezweifelt jedoch, dass es sich bei dem Wrack vor New Jersey um U-869 handeln könnte: Laut offiziellen Angaben ging das Boot am 28.02.1945 im Mittelatlantik vor Rabat, Nordafrika, verloren. Die Taucher hatten geglaubt, kurz vor der Identifizierung des Bootes zu stehen und müssen nun desillusioniert in die Staaten zurückkehren. Doch die Erforschung des Bootes ist bereits zur Obsession geworden. Im Frühjahr 1997 entwickeln die U-Boot-Forscher einen verwegener Plan: Um in den Elektromotorraum mit der Ersatzteilkiste zu gelangen, werden sie vor dem Eintauchen ihren Sauerstofftank abnehmen und sich hindurchschlängeln, um später die Sauerstoffflasche wieder anzulegen.
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Das große Neugier und Freude am Sport auch lebensgefährliche Folgen haben können, wissen zu diesem Zeitpunkt bereits alle Beteiligten: Ein Taucherkollege, Steve Feldman, hatte im Wrack das Bewusstsein verloren und war vom Wasser fortgerissen worden. Sein Leichnam wurde erst sechs Monate später gefunden. Chris Rowse und sein Sohn Chris Junior wollten die Kombüse erkunden, als der Junge von herabfallenden Wrackteilen am Wegtauchen gehindert wurde und 30 Minuten bewegungsunfähig warten musste, bis sein Vater ihn fand. Wegen Sauerstoffmangels tauchten sie unkontrolliert auf und starben an den Folgen der mangelnden Dekompression. John Chatterton lässt sich von diesen tragischen Ereignissen nicht abhalten: Er rüstet sich für den gefährlichsten Tauchgang seines Lebens. Nach Komplikationen beim ersten Anlauf gelingt es ihm im zweiten Versuch, die Kiste mit den Ersatzteilen zu bergen. Nach sechs Jahren intensiver Forschung ist die Gruppe am Ende ihrer Suche angekommen: Die Plakette an der Kiste verrät, dass das geheimnisvolle Boot kein anderes ist als U-869 aus Bremen.
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Das Boot war am 26.02.1943 unter Kapitänleutnant Hellmut Neuerburg von der Deschimag in Dienst gestellt worden. Am 08.12.1944 hatte es Norwegen verlassen und den Auftrag bekommen, vor den Zufahrten zum Hafen New York zu patrouillieren. Da die Verantwortlichen im Hauptquartier dachten, U-869 habe zu wenig Treibstoff für eine Atlantiküberquerung, wurde die Besatzung aufgefordert, nach Gibraltar zu fahren. Dieser Befehl ist von der Mannschaft nicht bestätigt worden und hat sie offensichtlich nie erreicht. Das Boot blieb auf dem alten Kurs. Obwohl die Amerikaner den deutschen Funkcode bereits entschlüsselt hatten und über die Position von U-869 informiert waren, verloren auch sie irgendwann den Kontakt. Die Protokolle der Deutschen meldeten U-869 als vermisst vor Nordafrika.
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