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U 869

Aus U-Boot-Archiv Wiki


Allgemeine Daten
Typ: IXC/40
Bauauftrag: 25.08.1941
Bauwerft: Deschimag AG Weser, Bremen
Baunummer: 1077
Serie: U 865 - U 870
Kiellegung: 05.04.1943
Stapellauf: 05.10.1943
Indienststellung: 26.01.1944
Indienststellungskommandant: Kptlt. Hellmut Neuerburg
Feldpostnummer: M-49 163

Kommandanten
26.01.1944 - 11.02.1945 Kptlt. Hellmut Neuerburg

Flotillen
26.01.1944 - 30.11.1944 AB 4. U-Flottille, Stettin
01.12.1944 - 11.02.1945 FB 33. U-Flottille, Flensburg

Feindfahrten
Anzahl Feindfahrten: 1
Versenkte Schiffe: 0
Versenkte Tonnage: 0 BRT
Beschädigte Schiffe: 0
Beschädigte Tonnage: 0 BRT

1. Feindfahrt:

Vom: 23.11.1944 - 11.02.1945
Unter: Kptlt. Hellmut Neuerburg
Operationsgebiet: Nordatlantik, USA-Ostküste

23.11.1944 aus Kiel ausgelaufen.
27.11.1944 in Horten eingelaufen.
03.12.1944 aus Horten ausgelaufen.
04.12.1944 in Kristiansand eingelaufen.
08.12.1944 aus Kristiansand ausgelaufen.
11.02.1945 Verlust des Bootes.


Schicksal
Datum: 11.02.1945
Letzter Kommandant: Kptlt. Hellmut Neuerburg
Ort: vor New Jersey (USA)
Position: 39°33' N - 73°02' W
Planquadrat: CA 5291
Versenkt durch: Wasserbomben und Hedgehog der US-Geleitzerstörer USS Howard D. Crowe (DE-252) und USS Koiner (DE-331)
Tote: 56
Überlebende: 0

Detailangaben zum Schicksal

SPIEGEL TV :

John Chatterton und Richard Kohler

Festgehakt hat es sich, irgendwo da unten, auf dem Meeresgrund. Der Fischer erzählt seine Geschichte, die Profitaucher John Chatterton und Richy Kohler beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen: In 70 Metern Tiefe entdecken sie einen verrotteten Stahlkoloss, der große Ähnlichkeit mit einem U-Boot hat. Sie informieren die US-Navy und erfahren, dass sich laut Kriegsberichten der amerikanischen Marine im Umkreis von 100 Meilen von der Fundstelle gar kein U-Boot befinden dürfte. Die Neugier der beiden Wrackexperten ist geweckt: Schon beim zweiten Tauchgang können sie zwei Teller bergen, deren Rückseite einen Adler mit Hakenkreuz und die Jahreszahl 1942 zeigt. Das erste verlässliche Indiz: Sie haben ein deutsches U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Doch wieso ist es vor der amerikanische Küste gesunken und niemals als vermisst gemeldet worden? Chatterton und Kohler wollen das Boot um jeden Preis identifizieren. "Wir sind keine Archäologen", begründet John seine Beharrlichkeit, "es gibt hier keinen verborgenen Schatz, keine reiche Beute. Unsere Belohnung wird allein die Lösung des Rätsels sein." Die Schäden am Boot geben dabei nur zum Teil Aufschluss über die Unfallursache. Ein riesiger Riss in der zweieinhalb Zentimeter dicken Stahlwand des Druckkörpers und ein komplett abgetrennter, auf der Seite liegender Kommandoturm sprechen für eine gewaltige Explosion. Ist das Boot von einer Wasserbombe getroffen worden oder hat es sich gar selbst versenkt.

Zusammen mit ihrem Kollegen John Yurga unternehmen die Wrackspezialisten zahlreiche Tauchgänge. Acht Stunden brauchen die Experten, um die 80 Seemeilen von der Küste zum Wrack zurückzulegen. Auf Grund des hohen Seegangs an der Fundstelle gestaltet sich die Erkundung des U-Boots schwierig. Das Wrack liegt in über 70 Metern Tiefe in kaltem, trüben Wasser. Die akute Gefahrenzone für Taucher beginnt bei 45 Metern Tiefe. Wer tiefer hinabsteigt, versucht sich mit dem so genannten "Tri-Mix" für die potenziell lebensgefährliche Tiefenrausch-Region zu wappnen. Die Mischung aus Stickstoff, Helium und einem geringeren Sauerstoffanteil als in der Luft erlaubt zwei Tauchgänge an einem Tag. Abgesehen von der großen Druckbelastung unter Wasser müssen sich Wrackforscher stets bewusst sein, dass es noch scharfe Torpedos an Bord geben kann. Rund 1100 dieser unsichtbaren Jäger wurden im Dritten Reich gebaut. Sie wogen eine halbe Tonne und konnten verheerende Schäden anrichten. Die Suche nach aussagekräftigen Fundstücken dauert länger als erwartet. Während der Wintermonate beschäftigen sich Chatterton, Kohler und Yurga mit Kriegsberichten und Bauplänen; sie sichten altes Filmmaterial und befragen Zeitzeugen zu den verschiedenen deutschen U-Boot-Typen. Die Wrackforscher kaprizieren sich auf die Suche nach Tauchgeräten der deutschen Matrosen, auf denen erfahrungsgemäß der Name des Besitzers verzeichnet war. Zwar finden sie keine Namen auf den Geräten. Von einem U-Boot-Veteran erhält Chatterton jedoch den Tipp, dass auch Ersatzteilkisten mit Plaketten versehen waren, auf denen Bootstyp und Name verzeichnet waren. Da diese Kisten sich im Elektromotorraum des Bootes befinden, haben die Wracktaucher ein Problem: Um dorthin zu gelangen, müssen sie durch den Dieselmotorraum, der auf Grund herabgefallener Metallstücke nur ohne Sauerstoffflasche zu durchqueren ist.

Bei einer ersten Erkundung des Dieselraums entdecken die Taucher ein Stück verrostetes Metall mit einer gut lesbaren Aufschrift: Das mysteriöse U-Boot stammt demnach von der Deschimag-Werft in Bremen und ist vom Typ IX C 40. Da es überhaupt nur 25 Boote dieser Art gegeben hatte, sind die Taucher ihrem Ziel der Identifikation des Wracks ein ganzes Stück näher gekommen. Typ IXC war ein in den dreißiger Jahren entworfener Langstreckentyp, der vor allem vor Afrika und Amerika operierte. Ein weiterer Fund erregt die Gemüter: Chatterton entdeckt in den Mannschaftsquartieren ein Messer, auf dessen Holzgriff der Name Horenburg eingeritzt ist. Zusammen mit Richy Kohler besucht John das U-Boot-Archiv von Horst Bredow in Cuxhaven, um Genaueres über dieses vermeintliche Besatzungsmitglied zu erfahren. Bredow ist stolzer Besitzer einer umfangreiche Privatsammlung, in der 1171 Boote mit Berichten über Mannschaften, sowie deren Schicksal und Verbleib verzeichnet sind. Der ehemalige Oberfähnrich zur See findet nur einen einzigen Funkmeister namens Martin Horenburg in seinen Unterlagen - und der hat zuletzt auf U-869 gedient, einem Boot des Typ IX C. Bredow bezweifelt jedoch, dass es sich bei dem Wrack vor New Jersey um U-869 handeln könnte: Laut offiziellen Angaben ging das Boot am 28.02.1945 im Mittelatlantik vor Rabat, Nordafrika, verloren.

Die Taucher hatten geglaubt, kurz vor der Identifizierung des Bootes zu stehen und müssen nun desillusioniert in die Staaten zurückkehren. Doch die Erforschung des Bootes ist bereits zur Obsession geworden. Im Frühjahr 1997 entwickeln die U-Boot-Forscher einen verwegener Plan: Um in den Elektromotorraum mit der Ersatzteilkiste zu gelangen, werden sie vor dem Eintauchen ihren Sauerstofftank abnehmen und sich hindurchschlängeln, um später die Sauerstoffflasche wieder anzulegen. Das große Neugier und Freude am Sport auch lebensgefährliche Folgen haben können, wissen zu diesem Zeitpunkt bereits alle Beteiligten: Ein Taucherkollege, Steve Feldman, hatte im Wrack das Bewusstsein verloren und war vom Wasser fortgerissen worden. Sein Leichnam wurde erst sechs Monate später gefunden. Chris Rowse und sein Sohn Chris Junior wollten die Kombüse erkunden, als der Junge von herabfallenden Wrackteilen am Wegtauchen gehindert wurde und 30 Minuten bewegungsunfähig warten musste, bis sein Vater ihn fand. Wegen Sauerstoffmangels tauchten sie unkontrolliert auf und starben an den Folgen der mangelnden Dekompression.

John Chatterton lässt sich von diesen tragischen Ereignissen nicht abhalten: Er rüstet sich für den gefährlichsten Tauchgang seines Lebens. Nach Komplikationen beim ersten Anlauf gelingt es ihm im zweiten Versuch, die Kiste mit den Ersatzteilen zu bergen. Nach sechs Jahren intensiver Forschung ist die Gruppe am Ende ihrer Suche angekommen: Die Plakette an der Kiste verrät, dass das geheimnisvolle Boot kein anderes ist als U-869 aus Bremen.

Das Boot war am 26.02.1943 unter Kptlt. Helmut Neuerburg von der Deschimag in Dienst gestellt worden. Am 08.12.1944 hatte es Norwegen verlassen und den Auftrag bekommen, vor den Zufahrten zum Hafen New York zu patrouillieren. Da die Verantwortlichen im Hauptquartier dachten, U-869 habe zu wenig Treibstoff für eine Atlantiküberquerung, wurde die Besatzung aufgefordert, nach Gibraltar zu fahren. Dieser Befehl ist von der Mannschaft nicht bestätigt worden und hat sie offensichtlich nie erreicht. Das Boot blieb auf dem alten Kurs. Obwohl die Amerikaner den deutschen Funkcode bereits entschlüsselt hatten und über die Position von U-869 informiert waren, verloren auch sie irgendwann den Kontakt. Die Protokolle der Deutschen meldeten U-869 als vermisst vor Nordafrika.

U 868U 869U 870