Daten:
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Typ: | | IX D 2 |
Bauauftrag: | | 20.01.1941 |
Bauwerft: | | Deschimag AG Weser, Bremen |
Serie: | | U 841 - U 852 |
Baunummer: | | 1058 |
Kiellegung: | | 15.04.1942 |
Stapellauf: | | 28.01.1943 |
Indienststellung: | | 15.06.1943 |
Indienststellungskommandant: | K | Heinz-Wilhelm Eck |
Feldpostnummer: | | 52771 |
Feindfahrten:
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Anzahl Feindfahrten: | 1 |
Versenkte Schiffe: | 2 |
Versenkte Tonnage: | 9.972 BRT |
Beschädigte Schiffe: | 0 |
Beschädigte Tonnage: | 0 BRT |
Detailangaben der Feindfahrten:
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1. Feindfahrt: 18.01.1944 - 03.05.1944 ++
Unter Kapitänleutnant Heinz-Wilhelm Eck
18.01.1944 aus Kiel ausgelaufen
Operationsgebiet: Mittel- und Südatlantik, Indischer Ozean, Arabisches Meer und Somalia-Küste
03.05.1944 Verlust des Bootes
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Schicksal:
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Datum: | | 03.05.1944 |
Letzter Kommandant: | K | Heinz-Wilhelm Eck |
Ort: | | Im Arabischen Meer südlich der Kap Guardafui-Küste |
Position: | | 09°32'N-50°45'O |
Planquadarat: | | MP 8998 |
Versenkt durch: | | Nach schwerer Fliegerbombenbeschädigung auf Strand gesetzt und danach von der eigenen Besatzung selbst gesprengt |
Tote: | | 7 |
Überlebende: | | 59 |
Detailangaben:
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Am 02.05.1944 vormittags um 08:30 Uhr, als gerade das tägliche Prüfungstauchen
geübt werden sollte, schrillten die Alarmglocken mit Fliegeralarm. Das Tauchmanöver
klappte wie immer gut. Jeder war auf das höchste gespannt. Haben die Maschinen uns gesehen?
[Die Wellington G des 8. britischen Squadron sichtete U 852 und griff das Boot an.]
Sechs kurz aufeinander folgende heftige Detonationen erschütterten das Boot wie nie zuvor.
Ein Krachen und Zischen machte jede Verständigung unmöglich. Das Licht fiel sofort
aus. Die E-Maschinen liefen nicht mehr. Die Tiefenrudermotoren waren ausgefallen. Das Boot ließ
sich nicht mehr steuern. Immer stärker wurde es achterlastig. Nur ein einziger Tiefenmesser
war ganz geblieben. "Anblasen - Druckluft überall" rief der Leitende Ingenieur. Ein fürchterliches
Rauschen in der Zentrale wollte nicht aufhören. Ein Außenbordventil mußte durch den
starken Sog der Bomben abgerissen worden sein, denn ein doppelarmstarker Wasserstrahl brach durch
eine Rohrleitung in die Zentrale. Alles spielte sich in wenigen Sekunden ab. Vergeblich wurde
durch Lenzen versucht, das Wasser außenbords zu drücken. Fieberhaft wurde mit Taschenlampen
in der Dunkelheit gearbeitet. Das Glück wollte es, dass durch den hervorragenden Einsatz
des Maschinenpersonals, die E-Maschinen wieder ansprangen. Dadurch war es möglich, das Boot
bei 183 Metern Tiefe zu halten. Durch Anblasen der Tauchzellen und äußerste Maschinenkraft
kamen wir wieder an die Oberfläche. Das gesamte Geschützpersonal, voran der Kommandant
stürmten auf die Brücke. Die Dieselmotoren sprangen zu unserem Glück sofort an,
und mit starker Krängung, da einige Zellen beschädigt waren, jagten wir über die
kaum bewegte See. Als die Beleuchtung im Boot wieder brannte, bot sich ein Bild unvorstellbarer
Verwüstung. Alles lag zertrümmert und abgerissen auf dem Boden. Während die
Geschützbedienungen abwehrbereit an allen waffen standen, half unten im Boot jeder mit,
einigermaßen Ordung zu schaffen und die schwersten Beschädigungen zu beseitigen.
Durch den Wassereinbruch in der Zentrale, standen auch die Batterien unter Wasser und fingen an
zu gasen. Das giftige Chlorgas durchzog das ganze Boot. Die ersten Männer fielen bereits
durch Chlorgasvergiftung aus. Jeder atmete bereits aus seinen Tauchretter-Kalipatronen. Oben
auf der Brücke setzten die ersten Wellington Bomber mit Bordwaffen und Bombern zum Angriff
an. [Unter ihnen war die Welligton G, die das Boot gesichtet hatte, und die herbeigerufenen Wellingtons
T, F, D und U des 621. britischen Squadron.] Ein ungeheures Abwehrfeuer aus allen Rohren prasselte
an angreifenden Maschinen entgegen. Obwohl unser Boot mit hoher Geschwindigkeit während der
Angriffe im Zickzack fuhr, schlugen die Bomben immer sehr nahe an der Bordwand ein. Meterhohe
Wasserfontänen setzten die Geschützbedienungen unter Wasser. Gleich beim ersten
Angriff fielen unser III WO und zwei weitere Kameraden. Während unaufhörlich Granaten
und Magazine auf die Brücke gereicht wurden, mussten die ersten Verwundeten ins Boot gebracht
werden. Da das Boot durch die starken Beschädigungen tauchunklar war, mussten wir über
Wasser bleiben und versuchten die vier Bomber abzuschütteln. Leider war es erst Vormittag
und bis 16:00 Uhr blieb es hell. Ein Motor eines Flugzeuges war bereits in Brand geschossen.
Später stürzte diese Maschine ins Meer. Der erbitterte Kampf ging weiter. Durch unseren
Notsender war es möglich, einen letzten Funkspruch abzugeben. Immer wider griffen zwei
Flugzeuge zugleich aus Bug- und Heckkanzeln feuernd an. Der Kampf dauerte den ganzen Tag. Inzwischen
hatte der Kommandant zunächst die Absicht, in die portugiesische Hoheitsgewässer von
Ostafrika zu laufen, die jedoch noch einige Hundert Meilen entfernt waren. Doch diese Absicht
musste wegen der großen Schäden und der andauernden Luftüberwachung aufgegeben
werden. Nachdem neun Angriffe bis zum Dunkelwerden abgewehrt wurden, leider unter den bedauerlichen
Verlusten von sieben Kameraden und ungefär zwanzig Schwer- und Leichtverwundeten, brach die
nacht herein. Mit 56 Bomben, von denen keine das Boot direkt traf, versuchte der Gegner und
unschädlich zu machen. als es dunkel wurde, kam die Küste von Britisch-Somaliland in
Sicht. Der Kommandant entschloss sich, der Lage entsprechend, das Boot in einer Bucht, oder schon
vorher vorsichtig auf eine Sandbank zu aufzusetzen, um die Außenbordreparaturen vornehmen
zu können, und um dem Arzt die Möglichkeit zu geben, die dringendsten Operationen bei
den Verwundeten durchführen zu können. Die Angriffe der Flugzeuge hatten aufgehört.
Nur eine Maschine hielt mit ihrem Ortungsgerät die Nacht über ständig Fühlung. Gegen Morgen
um 03:00 Uhr war das Boot, nachdem überall schwer gearbeitet worden war, beschränkt tauchklar. Gegen
Morgen wurde versucht, es wieder flott zu machen. Doch alle Manöver nützten nichts, um das Boot, das
sich warscheinlich durch den ständigen leichten Wellengang immer tiefer im Sand und Geröll festgesogen
hatte, von der Sandbank loszubekommen. Immer wieder wurde es verucht, doch es war hoffnungslos. In Anbetracht der
Lage wurde daher befohlen, die Verwundeten in Schlauchbooten auf das 200 Meter entfernte Festland zu bringen und
das Boot zur Sprengung klarzumachen. Der Kommandant musste sich zu diesem schweren Entschluß durchringen.
Inzwischen setzten die ersten Maschinen bereits wieder zum Angriff an und beharkten das Boot mit Bordwaffenbeschuß,
obwohl kein Schuß mehr von uns abgefeuert wurde. Nacheinander verließ die Besatzung, voran die Verwundeten,
außer dem Sprengkommando, mit Schlauchbooten und Einmannschlauchbooten versehen, das Boot und strebten der
Steilküste zu. Die Sprengladungen wurden in Torpedoköpfe eingesetzt und nachdem alles fertig war, wurden
sie abgrissen. Zwölf Minuten waren jetzt noch Zeit, bis die Explosionen erfolgen mußten. Als das
Sprengkommando das Boot verlassen wollte, näherte sich eine Maschine im Tiefflug, die Männer sprangen
wieder in den Turm zurück. Als die Feuergarben über das Boot geprasselt waren, wurde dann kopfüber
mit einer Schwimmweste umgeschnürt, ins Wasser gesprungen. Als sie drüben an der Küste angekommen
waren, sahen sie einen Teil der Leite die Steilküste erklimmen. In wenigen Sekunden mußte das Boot in
die Luft fliegen. Oder sollte die Sprengladung nicht gezündet haben? Während gerade wieder eine Maschine
ganz tief über das verlassene Boot flog, erschütterte eine unvorstellbare Explosion die Luft. Durch den
Luftdruck wurden die Männer an Land zu Boden grissen. Detonation auf Detonation erfolgte. Ein Krachen, Brausen
und Zischen dauerte sekundenlag an. Teile des Bootes wurden hunderte von Metern weit in die Klippen geschleudert.
Als wir den Kopf wieder aus dem Sand nahmen, war von unserem stolzen Boot nicht mehr viel zu sehen. Bug und Heck
waren abgerissen. Nur der Turm und ein Teil des Mittelschiffs lagen noch auf der Seite. Öl brannte im Umkreis
des Bootes auf dem Wasser. Mit Hilfe eines geretteten Fernglases waren jetzt am Horizont Rauchfahnen zu sehen.
Später wurden zwei Kriegsschiffe beobachtet. Gespannt verfolgen wir aus unseren Felshöhlen, neben uns die
Verwundeten liegend, was auf den Fahrzeugen vor sich ging. Von den gestoppt liegenden Sloop es war, wie später
zu erfahren war, die "HMS Falmouth", wurden einige Barkassen zu Wasser gelassen, die die Trümmerreste von
U 852 im angemessenen Abstand umkreisten, um dann schließlich bis an die Zähne bewaffnete Marinesoldaten
an Land setzen. Widerstand konnten wir nicht mehr leisten, denn wir hatten ja nur unser nacktes Leben gerettet.
Ein Teil der Besatzung wurde nun gefangengenommen. Zunächst wurden die Verwundeten mit unserer aller Hilfe
und mit Unterstützung der Australier, Schotten, Kanadier und Engländer an Bord gebracht. Bis auf 16 Mann,
die sich weiter ins Hinterland zurückgezogen hatten und vorerst nicht gefangen wurden, kamen wir alle an Bord
der Zerstörer, die uns dann nach Aden brachten.
Nach alliierten Angaben gelang der Wellington G des
8. Squadron der entscheidende Angriff, der den Kommandanten Heinz-Wilhelm Eck zu Aufgabe seines Bootes zwang. |
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