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Wilhelm Gustloff

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Die WILHELM GUSTLOFF war ein Kabinen-Fahrgastschiff der NS-Organisation Deutsche Arbeitsfront (DAF) und im Krieg Wohnschiff der Kriegsmarine.
Der Kiel des Fahrgastschiffes wurde am 01.05.1936 bei Blohm &. Voss in Hamburg gelegt. Der Stapellauf erfolgte am 05.05.1937 und die Indienststellung am 15.03.1938.
Das Schiff hatte eine Verdrängung von 25.484 BRT. Es war 208,50 m lang, 23,50 m breit und hatte einen Tiefgang von 7,00 m. 4 x Zweitakt-Dieselmotoren vom Typ MAN G8Z 52/70 (Lizenzbau Blohm &. Voss) erzeugten eine Leistung von 9.500 PS (6.987 kW). Diese konnten das Schiff auf bis zu 16,5 kn (31 km/h) beschleunigen. Die Besatzungsstärke betrug 424. Die Gustloff konnte insgesamt 1.174 Passagiere aufnehmen.
Einsatzgeschichte
Das Motorschiff wurde vom Amt für Reisen, Wandern und Urlaub (RWU) der DAF-Unterorganisation NS-Gemeinschaft >>Kraft durch Freude<< (KdF) für Kreuzfahrten eingesetzt. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges am 01.09.1939 wurde es, wie die anderen KdF-Schiffe auch, von der Kriegsmarine als Lazarettschiff, Wohnschiff und als Truppentransporter verwendet.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges am 01.09.1939 wurde die WILHELM GUSTLOFF als Kreuzfahrtschiff der DAF-Unterorganisation "Kraft durch Freude" genutzt. Von Genua aus unternahm sie sechs zehntägige Fahrten um das mit dem Dritten Reich verbündete Italien. Sechs fünftägige Kreuzfahrten führten nach Norwegen. Im Mai 1939 brachte das Schiff Soldaten der Legion Condor, mit der Hitler den Putsch-General Franco im Spanischen Bürgerkrieg unterstützt hatte, von Vigo (Spanien) nach Hamburg zurück. Sie ging dann nochmals vom 19. bis 25.08.1939 von Hamburg aus zur 50. Reise der WILHELM GUSTLOFF unter der Leitung von Kapitän Heinrich Bertram auf ihre letzte Kreuzfahrt nach Norwegen.
Nach Kriegsbeginn wurde die WILHELM GUSTLOFF am 22.09.1939 als Lazarettschiff der Kriegsmarine übergeben. Während der Besetzung Norwegens im Frühjahr 1940 diente sie als Verwundetentransporter. Ab 20.11.1940 wurde die WILHELM GUSTLOFF als Wohnschiff für die 2. U-Lehrdivision in Gotenhafen genutzt. Aufgrund dieser Verwendung erhielt sie Anfang 1941 einen Tarnanstrich in Marinegrau.
Beim Durchbruch der Roten Armee verhinderte Gauleiter Erich Koch eine frühzeitige Evakuierung Ostpreußens. Nach dem weiteren vorrücken der Roten Armee an der Ostfront fanden sich daher zu Beginn des Jahres 1945 viele Einwohner der Provinz vom übrigen Reichsgebiet abgeschnitten. Am 21.01.1945 ordnete Admiral Hans-Georg von Friedeburg mit der Weisung Hannibal die Verlegung der 2. U-Lehrdivision nach Westen an. Dies war der Beginn einer Reihe von Transportunternehmungen, in deren Rahmen verwundete Soldaten mit allen verfügbaren Schiffen in das westliche Reichsgebiet transportiert werden sollten. Mittlerweile war die Mitnahme von Zivilisten erlaubt worden, so dass 2,5 Millionen Menschen über die Ostsee entkommen konnten.
Auch die WILHELM GUSTLOFF sollte sich an der Evakuierung beteiligen. Am 30.01.1945 legte sie gegen 13:10 Uhr mit schätzungsweise über 10.000 Menschen an Bord in Gotenhafen ab. Die genaue Anzahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder ließ sich nie mit letzter Sicherheit feststellen, da ihre Flucht übereilt erfolgte. Nach Angaben eines Einschiffungsoffiziers 50 Jahre später wurden offiziell 7.956 Menschen registriert, nach Ende der offiziellen Zählung drängten aber noch ungefähr 2.500 weitere Passagiere an Bord. Insgesamt dürften sich demnach auf der WILHELM GUSTLOFF rund 10.300 Menschen befunden haben: etwa 8.800 Zivilisten, davon eine große Zahl Kinder, sowie etwa 1.500 Angehörige der Wehrmacht, darunter 162 Verwundete, rund 340 Marinehelferinnen und 918 Marinesoldaten der 2. U-Lehrdivision, die von Kiel aus erneut in den Kriegseinsatz gehen sollten. Die WILHELM GUSTLOFF hatte nur leichten Geleitschutz durch anfangs zwei Begleitschiffe, dann nur noch durch das Torpedoboot LÖWE.
Auf dieser letzten Fahrt der WILHELM GUSTLOFF befanden sich neben Schiffskapitän Petersen drei weitere Kapitäne an Bord. Sie kannten die drohende Gefahr durch sowjetische U-Boote, konnten sich aber nicht auf ein angemessenes Vorgehen einigen. Der militärische Kommandant, Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren, in denen U-Boote nicht operieren konnten. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Friedrich Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffes für eine Route durch tiefes Wasser nördlich entlang der Stolpe-Bank entschied. Ein vermeintlicher Funkspruch der Kriegsmarine veranlasste ihn zudem, Positionslichter zu setzen, um die Kollisionsgefahr mit einem angeblich entgegenkommenden Minensuchgeschwader zu verringern. Daher war das Schiff auch in der Dunkelheit auszumachen. Tatsächlich befand sich kein Minensucher auf Gegenkurs mit der WILHELM GUSTLOFF. Anlass und Absender des Funkspruchs konnten nicht geklärt werden.
Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die WILHELM GUSTLOFF gegen 21:00 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 gesichtet. Um 21:16 Uhr ließ dessen Kommandant, Alexander Iwanowitsch Marinesko, aus etwa 700 Metern Entfernung vier Torpedos abschießen. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die WILHELM GUSTLOFF am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Nach etwas mehr als einer Stunde, gegen 22:15 Uhr, sank das Schiff etwa 23 Seemeilen von der pommerschen Küste entfernt.
Unmittelbar nach der Torpedierung ordnete Kapitän Petersen den diensthabenden Funkern der U-Boot-Lehrdivision die Aussendung eines Notrufs über Funk an. Die WILHELM GUSTLOFF verfügte über drei Funkanlagen mit größerer Reichweite aus Wehrmachtsbeständen, die erst drei Tage vor dem Untergang in der Werft in Gotenhafen installiert worden waren. Doch die Anlagen waren nach dem Stromausfall verstummt. Auch wurden durch die Explosionen die Röhren der Sender und Empfänger beschädigt. Ein Notruf via Funk durch die Funkstation war also unmöglich, unter anderem auch deshalb, weil die Batterien für den Notbetrieb nicht geladen waren. Auf der Brücke befand sich ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät, welches aber über eine sehr geringe Reichweite von wenigen Tausend Metern verfügte, und nur zur Kommunikation innerhalb eines Konvois diente. Der 20-jährige Funkgefreite Rudi Lange versendete über dieses Funkgerät Notrufe, doch wurden die Funksprüche anfangs von keinem empfangen. Das Torpedoboot LÖWE verfügte zwar über Empfangsmöglichkeiten, doch war die Station zum Zeitpunkt des Untergangs nicht besetzt. Erst nachdem die WILHELM GUSTLOFF rote Leuchtsignale geschossen hatte, nahm die LÖWE Kontakt mit der WILHELM GUSTLOFF auf, und verbreitete den Funkspruch um 21:30 auf der Frequenz der U-Boot-Waffe, aber nicht auf der Frequenz der zuständigen Leitstelle Oxhöft der 9. Sicherungs-Division. Aufgrund der Nutzung dieser Frequenz erfuhren die Leitstelle und die angeschlossenen Schiffe erst viel später vom Seenotfall der WILHELM GUSTLOFF.
Herbeieilende Schiffe konnten nur 1.252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne und den Marinemaler Adolf Bock, dessen Berichte und Bilder später unter anderem im Stern veröffentlicht wurden. Das Torpedoboot LÖWE, das die WILHELM GUSTLOFF begleitet hatte, rettete 472 Menschen, das hinzugekommene Flottentorpedoboot T 36 unter Kapitänleutnant Robert Hering weitere 564 Überlebende aus Booten, von Flößen und aus dem Wasser. T 36 wurde während der Rettungsaktion ebenfalls von S 13 angegriffen, wehrte sich aber mit Einsatz von Wasserbomben, worauf das sowjetische U-Boot abdrehte. Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter Göttingen 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter GOTENLAND geborgen, sieben von dem Torpedofangboot TF 19, ein Kleinkind vom Vorpostenboot Vp 1703.
Nur wenige Minuten nach den Torpedotreffern passierte der Schwere Kreuzer ADMIRAL HIPPER die sinkende WILHELM GUSTLOFF. Der Kommandant der ADMIRAL HIPPER entschied jedoch, nicht anzuhalten, um an der Bergung der Schiffbrüchigen teilzunehmen. Seine Begründung, man habe Torpedolaufbahnen gesehen und daher nicht angehalten, wird von Experten angezweifelt. Da ein U-Boot damals tatsächlich eine längere Zeit zum Nachladen brauchte, konnte die ADMIRAL HIPPER gefahrlos ablaufen und ohne Probleme Kiel erreichen. Das U-Boot S-13 hatte eher das Problem des scharfen und das U-Boot gefährdenden, steckengebliebenen vierten Torpedos und musste erst dieses beseitigen, bevor neue Torpedos in die Abschussrohre geladen werden konnten.
Wenn die geschätzte Zahl von mehr als 9.000 Toten zutrifft, wäre der Untergang der WILHELM GUSTLOFF die bis heute größte Katastrophe der Seefahrtsgeschichte bezogen auf ein einzelnes Schiff.
Zur hohen Zahl der Opfer trugen mehrere Umstände bei: Um eine planlose Flucht vom Schiff und den Ausbruch einer Panik zu verhindern, wurden etwa 1.000 Menschen in den Wintergarten des Schiffes beordert und dort von Offizieren mit Waffengewalt festgehalten. Als das Schiff sank, mussten sie feststellen, dass die Fenster des Wintergartens aus Panzerglas bestanden und jedes Entkommen verhinderten. Schwerwiegender war, dass die WILHELM GUSTLOFF über viel zu wenige Rettungsboote verfügte. Etliche waren in Gotenhafen von Bord gebracht worden, um sie bei der Vernebelung des Hafens einzusetzen. Sie wurden durch kleinere Ruderboote ersetzt, die rasch überfüllt waren. Erschwerend kam hinzu, dass in der Nacht des Untergangs eine Außentemperatur von bis zu −20 °C herrschte, so dass viele der noch vorhandenen Boote in ihren vereisten Davits blockiert waren und nicht seeklar gemacht werden konnten. Jedoch hätten selbst die größeren, zum Schiff gehörenden Rettungsboote niemals ausgereicht, um über 10.000 Menschen zu retten, das Schiff und seine Rettungsmittel waren nur für circa 1.900 Passagiere und Besatzungsmitglieder ausgelegt.
Die von dem Gustloff-Experten Heinz Schön ermittelte Zahl von 1.239 Überlebenden gilt heute als gesichert. Es wurden zwar 1.252 Personen gerettet, 13 starben jedoch bald darauf an den Folgen des Unglücks. Zur genauen Zahl der Todesopfer wurden je nach Zeit und Quelle zum Teil erheblich voneinander abweichende Angaben gemacht. Schön gab die Zahl der Toten 2008 mit 9.343 Toten an.
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