U 615: Unterschied zwischen den Versionen
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| colspan="3" | Durch Anblasen gelang es dennoch, das Boot mit Vorschiff und Turm an die Wasseroberfläche zu bringen. Unmittelbar danach hörten wir schon die Einschläge der Bordwaffen des wieder angreifenden Flugzeuges. Alle Versuche, durch Lenzen der Maschinenraumbilge den Wassereinbruch zu verringern, schlugen fehl. Die angelassenen Diesel streikten nach kurzer Zeit und das Boot war ohne Fahrt. Bei Abwehr der konzentrierten Angriffe mehrerer US-Flugzeuge wurde das zuerst angreifende Flugzeug abgeschossen und andere beschädigt. Erste Verluste traten ein. Obersteuermann Hans-Peter Dittmer erhielt von einem großkalibrigen Geschoß einen Kopfdurchschuß und wurde sofort der See übergeben. Oberbootsmaat Helmut Langner erhielt einen Kniedurchschuß. Während der Kampfhandlungen muß sich der Verband von selbst gelöst haben und er verblutete. Der Kommandant erhielt ebenfalls tödliche Verletzungen und wurde in das einzige an Bord befindliche Schlauchboot gelegt. | | colspan="3" | Durch Anblasen gelang es dennoch, das Boot mit Vorschiff und Turm an die Wasseroberfläche zu bringen. Unmittelbar danach hörten wir schon die Einschläge der Bordwaffen des wieder angreifenden Flugzeuges. Alle Versuche, durch Lenzen der Maschinenraumbilge den Wassereinbruch zu verringern, schlugen fehl. Die angelassenen Diesel streikten nach kurzer Zeit und das Boot war ohne Fahrt. Bei Abwehr der konzentrierten Angriffe mehrerer US-Flugzeuge wurde das zuerst angreifende Flugzeug abgeschossen und andere beschädigt. Erste Verluste traten ein. Obersteuermann Hans-Peter Dittmer erhielt von einem großkalibrigen Geschoß einen Kopfdurchschuß und wurde sofort der See übergeben. Oberbootsmaat Helmut Langner erhielt einen Kniedurchschuß. Während der Kampfhandlungen muß sich der Verband von selbst gelöst haben und er verblutete. Der Kommandant erhielt ebenfalls tödliche Verletzungen und wurde in das einzige an Bord befindliche Schlauchboot gelegt. | ||
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− | | colspan="3" | Als die Munition verbraucht war, wurde eine rote Leuchtkugel abgeschossen. Daraufhin wurden die | + | | colspan="3" | Als die Munition verbraucht war, wurde eine rote Leuchtkugel abgeschossen. Daraufhin wurden die Kampfhandlungen eingestellt. Die Besatzung hielt sich nun auf dem Vorschiff auf. Vom I. Wachoffizier bekam ich den Auftrag zu versuchen, das Boot so lange wie möglich an der Wasseroberfläche zu halten, falls andere Boote zu Hilfe kämen. Durch Lenzen und öfteres Anblasen der Tauchzellen gelang es bis zum Morgen, das Vorschiff über Wasser zu halten. Das Schlauchboot mit dem toten Kommandanten hatte sich von Bord gelöst und drohte abzutreiben. Der Matrosengefreite Richard Suhra schwamm hinterher und versuchte es wieder längsseits zu holen, aber plötzlich sackte er ab und wurde nicht mehr gesehen. Andere Matrosen holten dann das Schlauchboot zurück. Als am Morgen Rauchfahnen in Sicht kamen, verließ die Besatzung das Vorschiff und schwamm mit Schwimmwesten bzw. Tauchrettern um das Schlauchboot herum. Der Leitende Ingenieur und der II. Wachoffizier kamen dann nach unten in die Zentrale, um die Selbstversenkung des Bootes einzuleiten. Nachdem ich die Schnellentlüftung der Tauchzelle 3 bedient hatte, bin ich als letzter von Bord gegangen. Vom Turm springen brauchte ich dann nicht mehr, denn U 615 fing bereits an wegzusacken. Als das Boot noch einmal kurz vor dem Wegsinken sein Heck zeigte, wurde ihm ein dreifaches Hurra nachgerufen. |
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| colspan="3" | Nach einer endlosen Zeit im Wasser wurden wir entkräftet und ausgelaugt von einem amerikanischen Zerstörer aufgefischt. Wir wurden verpflegt und durften dann an Oberdeck der Beisetzung unseres Kommandanten beiwohnen. Sie erfolgte mit militärischen Ehren, durch Dippen der Flagge und Ehrenwache am Fallreep. Nach etwa zwei Tagen wurden wir mit verbundenen Augen von Bord geführt und mit Bussen zum Stützpunkt Trinidad gefahren. Weitere Stationen der Gefangenschaft war dann das Marinelager in Oklahoma und längere Zeit das überwiegend von U-Boot-Fahren belegte Lager Papago-Park in Arizona. | | colspan="3" | Nach einer endlosen Zeit im Wasser wurden wir entkräftet und ausgelaugt von einem amerikanischen Zerstörer aufgefischt. Wir wurden verpflegt und durften dann an Oberdeck der Beisetzung unseres Kommandanten beiwohnen. Sie erfolgte mit militärischen Ehren, durch Dippen der Flagge und Ehrenwache am Fallreep. Nach etwa zwei Tagen wurden wir mit verbundenen Augen von Bord geführt und mit Bussen zum Stützpunkt Trinidad gefahren. Weitere Stationen der Gefangenschaft war dann das Marinelager in Oklahoma und längere Zeit das überwiegend von U-Boot-Fahren belegte Lager Papago-Park in Arizona. | ||
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| colspan="3" | Kapitzky lief über die Anegada Passage in die Karibik ein und patrouillierte viele Tage und Nächte lang gemäß seinen geheimen Befehlen, jedoch völlig vergeblich. Am Ende wurde er nach Südwesten zu den Inseln Curacao und Aruba geschickt. Am 12. Juli erfaßte er einen Tanker, jagte ihn, verlor ihn aber wieder. Zweieinhalb Wochen später, am 28. Juli, versenkte er mit zwei Torpedos den holländischen Tanker [[Rosalita]] mit 3.177 BRT, der von der Maracaibo-See kam. Die Versenkung - und die Einpeilung von Kapitzkys Meldung an die Führung - setzte eine der härtesten U-Boot-Jagden des Krieges in Gang. | | colspan="3" | Kapitzky lief über die Anegada Passage in die Karibik ein und patrouillierte viele Tage und Nächte lang gemäß seinen geheimen Befehlen, jedoch völlig vergeblich. Am Ende wurde er nach Südwesten zu den Inseln Curacao und Aruba geschickt. Am 12. Juli erfaßte er einen Tanker, jagte ihn, verlor ihn aber wieder. Zweieinhalb Wochen später, am 28. Juli, versenkte er mit zwei Torpedos den holländischen Tanker [[Rosalita]] mit 3.177 BRT, der von der Maracaibo-See kam. Die Versenkung - und die Einpeilung von Kapitzkys Meldung an die Führung - setzte eine der härtesten U-Boot-Jagden des Krieges in Gang. | ||
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− | | colspan="3" | Eine auf Aruba stationierte B-18 der Army Air Force, die von T.L. Merrill geflogen wurde, entdeckte U 615 am 29. Juli als erste und griff das U-Boot an. In der folgenden Woche schlossen sich Flugzeuge der Army und der Navy, der SAW-Blimp K-68, die auf Curacao, Trinidad und anderen Inseln stationiert waren, sowie U-Jagd-Boote (SC) und Patrouillenboote (PC) der Jagd auf U 615 an, während Kapitzky sich in Richtung Atlantik vorkämpfte. Er wehrte mit seiner Flak ganze Schwärme von Flugzeugen ab. Eine von A.R. Matuski geflogene [[Martin PBM Mariner|PBM-3 Mariner]] der US Navy Squadron VP 205 schoß er ab. Alle elf Flieger kamen dabei ums Leben. Seine Flak tötete den Piloten einer weiteren Mariner aus Navy Squadron VP 204, John W. Dresbach, und verwundete vier weitere Besatzungsmitglieder. Der Copilot Oren R. Christian brachte das durchlöcherte Flugzeug mit Müh und Not zurück zum Stützpunkt. Bei der Verfolgung von U 615 ging dem Blimp K-68, gelenkt von Wallace A. Wydeen, der | + | | colspan="3" | Eine auf Aruba stationierte B-18 der Army Air Force, die von T.L. Merrill geflogen wurde, entdeckte U 615 am 29. Juli als erste und griff das U-Boot an. In der folgenden Woche schlossen sich Flugzeuge der Army und der Navy, der SAW-Blimp K-68, die auf Curacao, Trinidad und anderen Inseln stationiert waren, sowie U-Jagd-Boote (SC) und Patrouillenboote (PC) der Jagd auf U 615 an, während Kapitzky sich in Richtung Atlantik vorkämpfte. Er wehrte mit seiner Flak ganze Schwärme von Flugzeugen ab. Eine von A.R. Matuski geflogene [[Martin PBM Mariner|PBM-3 Mariner]] der US Navy Squadron VP 205 schoß er ab. Alle elf Flieger kamen dabei ums Leben. Seine Flak tötete den Piloten einer weiteren Mariner aus Navy Squadron VP 204, John W. Dresbach, und verwundete vier weitere Besatzungsmitglieder. Der Copilot Oren R. Christian brachte das durchlöcherte Flugzeug mit Müh und Not zurück zum Stützpunkt. Bei der Verfolgung von U 615 ging dem Blimp K-68, gelenkt von Wallace A. Wydeen, der Treibstoff aus, er mußte abdrehen. Da Wydeen nicht imstande war, Trinidad zu erreichen, landete er auf der verlassenen Insel Balanquilla. Am nächsten Tag risse heftige Winde K-68 aus der behelfsmäßigen Verankerung und zerstörten den Blimp, doch die Besatzung überlebte. |
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| colspan="3" | Mindestens ein Dutzend Mal griffen Flugzeuge der Army und der Navy mit Wasserbomben, Bomben und Maschinengewehren an und verwandelten U 615 in ein Wrack. Obwohl Kapitzky schwer verwundet war, bestand er darauf, daß seine Flak-Schützen weiter Widerstand leisten, um Zeit zu gewinnen. Die Besatzung sollte inzwischen Reparaturarbeiten durchführen. Am 6. und 7. August versetzten schließlich sechs Mariners, eine Harpoon der Navy (frisierte Ventura) und eine B-18 der Army dem U-Boot den Gnadenstoß. Der neue amerikanische Zerstörer [[USS Walker (DD-517)]], der zur Erprobung in der Nähe von Trinidad war, rettete 43 Deutsche. Die amerikanischen Dienststellen sprachen den Venturas und Mariners aus den Navy Squadron 130, 204, 205 und der Army Squadron 10 die Versenkung zu. Zitat Ende. | | colspan="3" | Mindestens ein Dutzend Mal griffen Flugzeuge der Army und der Navy mit Wasserbomben, Bomben und Maschinengewehren an und verwandelten U 615 in ein Wrack. Obwohl Kapitzky schwer verwundet war, bestand er darauf, daß seine Flak-Schützen weiter Widerstand leisten, um Zeit zu gewinnen. Die Besatzung sollte inzwischen Reparaturarbeiten durchführen. Am 6. und 7. August versetzten schließlich sechs Mariners, eine Harpoon der Navy (frisierte Ventura) und eine B-18 der Army dem U-Boot den Gnadenstoß. Der neue amerikanische Zerstörer [[USS Walker (DD-517)]], der zur Erprobung in der Nähe von Trinidad war, rettete 43 Deutsche. Die amerikanischen Dienststellen sprachen den Venturas und Mariners aus den Navy Squadron 130, 204, 205 und der Army Squadron 10 die Versenkung zu. Zitat Ende. | ||
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Version vom 14. Juli 2024, 20:21 Uhr
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