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U 864 wurde am 09.02.1945, im Nordmeer nordwestlich von Bergen, durch Torpedos des britischen Unterseebootes HMS VENTURER (P.68) (Lt. James-Stuart Launders) versenkt.
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Busch/Röll schreiben dazu:
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Ich zitiere: Ein Britischer Bericht über die Versenkung von U 864:
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Am 09.02.45 patrouillierte das britische U-Boot VENTURER vor Fejeosen, Norwegen. Um 09:32 h wurden schwache Unterwassergeräusche in Richtung 340° Grad registriert. Die Geräusche schwanden bald, wurde aber gegen 10:10 h in Richtung 295° Grad wieder aufgenommen. VENTURER hielt vorsichtig in dieser Richtung mit dem Sehrohr Ausschau und nach 40 Minuten wurde ein dünner Mast in einer Entfernung von 1800 Metern gesichtet. VENTURER näherte sich aus nördlicher Richtung kommend, um den Gegner abzufangen. Um 11:15 h war das Sehrohr wieder zu sehen. Lt. Launders, Kommandant von VENTURER, beschloß, seine Beute zu beschatten. Um 11:22 h konnte Launders erneut zwei dünne Striche erkennen, die ein und zweieinhalb Meter aus dem Wasser ragten. U 864 hatte vermutlich auch das Luftzielsehrohr ausgefahren, um den Himmel nach gegnerischen Flugzeugen abzusuchen. Es schien, daß U 864 seinen Kurs nach Steuerbord in Richtung Fejeosen ändern würde. U 11:15 h wurde das Sehrohr erneut gesichtet. Anhand der Sehrohrmanöver auf U 864 hatte Launders jetzt eine genaue Vorstellung von Kurs und Geschwindigkeit des Gegners. Was die Entfernung anging, so nutzte er das >>Asdic<< nur im Zusammenhang mit der Unterwasserortung. Seine Handlungsweise hing also von der Schätzung der Entfernung zum Sehrohr und der Abschätzung der Geräuschentwicklung durch den >>Asdic<<-Operator ab. Letztere Aufgabe war schwierig, da sich das gleichbleibende Geräusch zunächst nach achtern hinzog und dann in Fünf-Minuten-Intervallen plötzlich ein Wechsel kam, so, als hätte der Gegner den Kurs geändert. Es war denkbar, daß dieser Effekt auf einen Zick-Zack-Kurs des Gegners während seiner Unterwasserfahrt.
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Um 12:12 h, etwa zweieinhalb Stunden nachdem U 864 zum ersten Mal entdeckt worden war, wurden von VENTURER vier Torpedos nach >>Asdic<<-Ortung abgeschossen, wobei der Gegner einen mittleren Kurs von 135° Grad und eine Geschwindigkeit von dreieinhalb Knoten fahren durfte. Wahrscheinlich würde der Gegner die Geräusche der sich nähernden Torpedos hören, und um jedes Ausweichmanöver zu verhindern, lag die Mitte der Torpedosalve achtern. Der erste Torpedo zielte auf den Bug des Gegners. Die Salve wurde bedingt durch die geringe Gegnergeschwindigkeit in einem sehr langen Zeitintervall abgeschossen. Um 12:14 h waren zuerst eine Explosion, dann Berstgeräusche zu hören. Drei schwächere Explosionen, die in Intervallen von 16 bis 17 Sekunden etwa fünf Minuten nach dem Abfeuern der Salve erfolgten, wurden auf die Torpedos zurückgeführt, die ihr Ziel verfehlten. Es war zu vermuten, daß entweder der erste oder der letzte Torpedo getroffen hatte.. Höchstwahrscheinlich war es Letzterer.
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VENTURER beobachtete und horchte eine halbe Stunde lang und dann, als zu sehen war, daß die Fischerboote innerhalb des Horchbereichs an dem, was passiert war, unitressiert schienen, kehrte sie um und fuhr zur vermuteten Position, wo die Explosion stattgefunden hatte. VENTURER fuhr durch einen dicken Ölteppich, auf dem ein langer Stahlzylinder trieb, der etwa größer als ein Torpedo war. Der Behälter war an einem Ende mit einem Deckel mit Flügelmuttern versehen und am anderen Ende zugeschweißt. Wahrscheinlich war dieser Behälter mit einem hubschrauberähnlichen Fluggerät (Focke Angelis) ausgerüstet, als Ausguck benutzt und überwiegend von großen U-Booten bei Operationen im Indischen Ozean eingesetzt wurde. Aus dem versenkten U 864 konnte sich niemand retten. Zitat Ende.
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Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 314, 315.
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Clay Blair schreibt dazu:
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Ich zitiere: Das mit einem Schnorchel ausgerüstete IXD2-Fern-U-Boot U 864 unter dem 32jährigen Reimar Wolfram, lief von Norwegen nach Japan aus. Er verließ Bergen am 5. Februar mit einer Ladung Fracht für die Japaner. Darunter befanden sich Pläne und Teile für die Messerschmitt Me 163 Komet, einem Abfangjäger mit Raketenantrieb, und den Me 262-Düsenjäger, aber auch unterschriebene Verträge, die den Japaner erlaubten, diese Flugzeuge nachzubauen; Pläne für andere Flugzeuge (Ju-1 bis Ju-6 und die >>Campini<<), Pläne für die >>Caproni<<- und >>Satsuki<<-U-Boot-Typen, Pläne für ein von Siemens hergestelltes Radar und 1857 Flaschen Quecksilber. Unter den Passagieren befanden sich eine Reihe deutscher und japanischer Flugzeugingenieuren.
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Offenbar war der Schnorchel auf U 864 defekt, und Wolfram mußte die Fahrt abbrechen und Bergen anlaufen. Eines der britischen U-Boote, die Bergen kontinuierlich überwachten, die kleine (600 Tonnen), auf der elften Feindfahrt befindliche Venturer unter James S. Launders, fing U 864 am 9. April ab, während beide Boote ungefähr 65 Kilometer vor Bergen unter Wasser marschierten. Launders war am 2. Februar in Lerwick ausgelaufen. Er war für die Versenkung des VII-Bootes U 771 im November 1944 vor Nordnorwegen mit einem DSO (Distinguished Service Order) ausgezeichnet worden. Die Sonarwache der Venturer fing laute Geräusche auf, und kurz darauf sichtete die Wache am Periskop einen >>dünnen Mast<< und bald darauf >>zwei Masten<< oder Sehrohre. Mit unheimlichem Geschick ging Launders auf Gefechtsstation und schoß einerseits mit Hilfe des passiven Sonars und andererseits auf Grund reiner Vermutung vier Torpedos in Intervallen von 18 Sekunden aus einer Distanz von 2,7 Kilometern mit einer Tiefeneinstellung von zwölf Metern.
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Einer oder mehrere Torpedos trafen und versenkten U 864 mit der gesamten Besatzung und der wertvollen Fracht. Launders inspizierte die Stelle mit dem Sehrohr und erblickte viel Öl und >>Holz<<, das vielleicht von einem Oberdecksbehälter für Torpedos oder Fracht stammte. Er erntete großes Lob, als er nach Lerwick zurückkehrte. Launders war der einzige britische Kommandant der zwei deutsche U-Boote versenkte, und der einzige Kommandant überhaupt, der ein anderes U-Boot versenkte, während beide Boote getaucht fuhren. Zitat Ende.
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Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 803.
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Aus Spiegel Online:
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Fünf Jahre hatte Norwegens Marine nach dem Blockadebrecher gesucht. Im Oktober 2003 fand sie U-864. Zwei Jahre später holten Taucher eine gusseiserne Flasche an die Wasseroberfläche: Sie enthielt Quecksilber - eine von 1857 dieser Behältnisse.
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SPIEGEL TV hat einen Film über U-864 und die notwendigen Sicherungsarbeiten im Auftrag von ZDF, BBC und Discovery Channel produziert - ein historisches Drama und Öko-Thriller gleichermaßen. Denn nach knapp zwei Jahren Untersuchung steht nun fest: Das hochgiftige Metall aus dem deutschen U-Boot dringt aus den undichten Kanistern und verseucht Wasser und Meeresboden - nur vier Kilometer von der Insel Fedje entfernt, in der Nähe der Hafenstadt Bergen. Rund vier Kilogramm gelangten dieses Jahr ins Meer, Tendenz steigend.
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Der Fischfang um das Wrack herum ist längst verboten, denn insgesamt birgt die Stahlhülle rund 65 Tonnen Quecksilber. Fische mit erhöhter Quecksilberkonzentration wurde in der Gegend bereits gefangen. Mit der Zeit könnte das Gift sich über die Nahrungskette auch im Körper von Menschen ablagern. "Die Menge macht diesen Fall wirklich ganz besonders", sagte Ane Eide Kjeras von der zuständige Behörde Kystverket. Darum empfahlen die norwegischen Küstenschützer heute: U-864 soll unter Sand und Beton begraben werden. Das U-Boot aus der Endzeit des Nazi-Reichs wird unter einem zwölf Meter dicken Sarkophag begraben, ähnlich wie der Reaktor von Tschernobyl - nur unter Wasser.
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Gift und Torpedos an Bord: Bergung ausgeschlossen
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Das sei die einzige Möglichkeit, die Umwelt vor dem Gift im Wrack zu schützen. Wenn das Parlament dem Vorschlag des Kystverket zustimme, könnten die Arbeiten "frühestens kommenden Sommer" beginnen, sagte Kjeras zu SPIEGEL ONLINE. Denn nur bei gutem Wetter seien die Arbeiten überhaupt möglich. Das Wrack liegt 150 Meter tief. Und da soll es auf jeden Fall auch bleiben. Die Experten warnen davor, U-864 zu heben - nicht nur wegen seiner Giftfracht. "Wir müssen davon ausgehen, dass noch Torpedos an Bord sind, wenigstens ein paar", sagte Kjeras zu SPIEGEL ONLINE. "Das Risiko, dass einer davon explodieren könnte, wäre bei einer Bergung ungleich höher." Tatsächlich spricht einiges dafür, dass das Zweitweltkriegs-Unterseeboot vom Typ IX D2 noch voll bewaffnet ist. Nach einem Maschinenschaden war das Schiff am 9. Februar 1945 wieder auf dem Rückweg in den Hafen von Bergen, von wo sie zwei Tage zuvor ausgelaufen war. Das britische U-Boot VENTURER ortete die U-864 und versenkte sie mit 73 Mann Besatzung, die zu jener Zeit an Bord war.
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Unterwegs in geheimer, verzweifelter Mission
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Es war das traurige Ende einer geheimnisumwitterten Mission, die das brandneue Schiff um die halbe Welt hätte führen sollen: Beladen mit Skizzen des ersten Seriendüsenjägers Me 262, Triebwerksteilen aus den Fabriken von Junkers und BMW war U-864 auf dem Weg nach Japan gewesen. Von der sogenannten Operation Caesar hatte allerdings die britische Aufklärung am Entschlüsselungsstützpunkt Bletchley Park im Vorfeld gehört: Die HMS VENTURER wurde auf die Fährte von U-864 gesetzt. Aufgrund eines verzweifelten Plans Hitlers war das deutsche U-Boot mit der Mission betraut worden, die alliierte Blockade zu durchbrechen und die japanischen Alliierten mit Hightech zu versorgen.
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Sollten die Japaner im Pazifik die Lufthoheit über die US Air Force zurückgewinnen können, so hoffte der Diktator, müssten die USA mehr Einheiten in den Fernen Osten verlegen - was den Druck auf die deutschen Truppen in Europa möglicherweise gemindert hätte. Das Quecksilber, das die U-864 an Bord hatte, sollte der Waffenproduktion dienen. Nun, fast 62 Jahre nach der Versenkung, macht diese - angesichts der Hightech-Rüstungsmaterialien nebensächliche - Ladung das deutsche U-Boot zum kritischsten der rund 2500 Wracks in norwegischen Gewässern, die das Kystverket überwacht. Alleine 400 davon stammen aus dem Zweiten Weltkrieg. Aber keines wurde bislang mit einem Sarkophag überdeckt.
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'"Poor bastards" - arme Schweine
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"Das ist eine Premiere für uns", sagte Kjeras. Weltweit wurden bislang in 20 Jahren rund 30 größere Unternehmungen dieser Art vorgenommen, um quecksilberhaltige Überreste einzuschließen, zählt die Studie aus ihrer Behörde auf. Diese Methode biete einen "dauerhaften Schutz der Umwelt". SPIEGEL TV befragte einen Augenzeugen, das ehemalige VENTURER-Besatzungsmitglied Harry Plummer, zu den letzten Momenten des deutschen U-Boots: Drei Stunden lang verfolgten die Briten das U-Boot, das sich wegen des Motorschadens im Zickzackkurs zurück in den Bergenfjord flüchten wollte. Mit vier kurz nacheinander abgefeuerten Torpedos wollte Kommandant Jimmy Launders das verhindern. Erst der vierte traf. Um 12.14 Uhr nachmittags verzeichnet das Logbuch eine "laute, scharfe Explosion, gefolgt von Geräuschen des Auseinanderbrechens". In zwei Teilen sank U-864 auf den Meeresboden in 150 Meter Tiefe. "Es war eine Erleichterung", sagte Seemann Plummer. Aber im nächsten Moment sei ihm und seinen Kameraden klargeworden, dass gerade andere U-Boot-Fahrer gestorben seien. "Im Nachhinein denkt man: Poor bastards" - arme Schweine.
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