Daten:
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Typ: | | VII C |
Bauauftrag: | | 05.06.1941 |
Bauwerft: | | Blohm & Voss, Hamburg |
Serie: | | U 959 - U 982 |
Baunummer: | | 160 |
Kiellegung: | | 20.03.1942 |
Stapellauf: | | 03.12.1942 |
Indienststellung: | | 28.01.1943 |
Indienststellungskommandant: | O | Günther Heinrich |
Feldpostnummer: | | 50098 |
U-Flottillen:
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28.01.1943 - 31.07.1943 | 5. U-Flottille (Kiel) - Schulboot |
01.08.1943 - 19.05.1944 | 3. U-Flottille (La Rochelle) - Ausbildungsboot |
Feindfahrten:
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Anzahl Feindfahrten: | 5 |
Versenkte Schiffe: | 3 |
Versenkte Tonnage: | 10.267 BRT |
Beschädigte Schiffe: | 1 |
Beschädigte Tonnage: | 2.487 BRT |
Detailangaben der Feindfahrten:
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1. Feindfahrt: 03.08.1943 - 01.09.1943
Unter Oberleutnant zur See Günther Heinrich
03.08.1943 aus Kiel ausgelaufen
06.08.1943 in Bergen eingelaufen
12.08.1943 aus Bergen ausgelaufen
15.08.1943 in Narvik eingelaufen
18.08.1943 aus Narvik ausgelaufen
28.08.1943 Minenunternehmung im Westausgang der Matotschkin-Straße
Operationsgebiet: Nordmeer
01.09.1943 in Narvik eingelaufen
2. Feindfahrt: 14.09.1943 - 16.10.1943
Unter Oberleutnant zur See Günther Heinrich
14.09.1943 aus Narvik ausgelaufen
10.10.1943 in Narvik eingelaufen
14.10.1943 aus Narvik ausgelaufen
Operationsgebiet: Nordmeer und vor den Sergeja-Kirova-Inseln
16.10.1943 in Drontheim eingelaufen
3. Feindfahrt: 14.12.1943 - 03.02.1943
Unter Oberleutnant zur See Günther Heinrich
14.12.1943 aus Drontheim ausgelaufen
Operationsgebiet: Mittlerer Nordatlantik und westlich von Irland
03.02.1943 in La Pallice eingelaufen
4. Feindfahrt: 16.03.1944 - 27.03.1944
Unter Oberleutnant zur See Günther Heinrich
16.03.1944 aus La Pallice ausgelaufen
18.03.1944 in La Pallice eingelaufen
19.03.1944 aus La Pallice ausgelaufen
Operationsgebiet: Biskaya
27.03.1944 in La Pallice eingelaufen
5. Feindfahrt: 27.04.1944 - 19.05.1944 ++
Unter Oberleutnant zur See Günther Heinrich
27.04.1944 aus La Pallice ausgelaufen
16.05.1944 Gibraltar-Durchbruch
Operationsgebiet: Nordatlantik, Gibraltar, westliches Mittelmeer und vor Algier
19.05.1944 Verlust des Bootes
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Schicksal:
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Datum: | | 19.05.1944 |
Letzter Kommandant: | O | Günther Heinrich |
Ort: | | Im Mittelmeer nordwestlich von Algier |
Position: | | 37°20'N-01°35'O |
Planquadarat: | | CH 8236 |
Versenkt durch: | | Durch 11 Wasserbomben der US-Zerstörer "USS Niblack", "USS Ludlow", "USS Woolsey" und "USS Benson" zum Auftauchen gezwungen und zusammen mit den Wellingtons M und U des 36. britischen Squadron und der Ventura V des 500. Squadron versenkt |
Tote: | | 31 |
Überlebende: | | 20 (4 Offiziere, 5 Unteroffiziere, 11 Mannschaften) |
Detailangaben:
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U 960 wurde am 19.05.1944 im Mittelmeer nordwestlich von Algier durch die US-Zerstörer
"USS Niblack", "USS Ludlow", "USS Woolsey" und "USS Benson" der 25. US-Zerstörerdivision unter Cdr. Robert
B.Ellis nach elf Wasserbombenserien zum Auftauchen gezwungen und zusammen mit der Wellington M und U des 36.
britischen Squadron und der Ventura V des 500. Squadron, im Zusammenhang mit der Operation "Monstrous 2" versenkt.
U 960 wurde bereits am 17.05.1944 von einem Flugzeug gesichtet. Auf dessen Meldung hin wurden die vier US-Zerstörer
"USS Niblack", "USS Ludlow", "USS Woolsey" und "USS Benson", der 25. US-Zerstörerdivision auf das U-Boot angesetzt.
Am 19.05.1944 kurz nach Mitternacht erfassen die Radargeräte der "USS Niblack" und der "USS Ludlow" das U-Boot.
In den nächsten Stunden muss U 960 elf Wasserbombenangriffe und einen Fliegerangriff der Wellington M
des 36. Squadron über sich ergehen lassen. Wegen leerer Batterien und dem Ausfall einer E-Maschine entschloss
sich der Kommandant zum Auftauchen. An der Wasseroberfläche wurde U 960 im konzentrischen Artilleriefeuer
der "USS Niblack" und der "USS Ludlow" zerstört.
Auszüge aus einem Bericht des Kommandanten
über die letzte Feindfahrt von U 960:
19.05.1944, unsere Diesel dröhnen mit Großer Fahrt
vorwärts, um die in den letzten Tagen und Stunden arg strapazierten, leeren Batterien, kräftig zu laden.
Doch lange dauert es nicht, da leuchtet es plötzlich rot vor uns auf. Wir schießen mit Alarmtauchen
in die Tiefe und bekommen auf 40 Meter heftige Detonationen über uns zu spüren. Der Batterieselbstschalter
fliegt raus, das Boot wird kräftig geschüttelt, es zischt und kracht überall. Lange bleibt es dunkel.
Inzwischen muss auf Handbetrieb umgeschaltet werden. Am Funkpeiler und aus verschiedenen Ventilen spritzt Wasser.
Durch die starke Vorlastigkeit, poltert alles nicht Festgezurrte nach vorn, die Männer rutschen weg. Doch
gelingt es uns, bei 220 Meter Tiefe das Boot abzufangen und bei 200 Meter auf Kurs zu bringen. Jetzt folgt Angriff
auf Angriff. Wir hören die metallisch klingenden Ortungsschläge der Asdic-Geräte, die Schraubengeräusche
von Zerstörern. Die Ausfälle häufen sich, immer mehr Wasser dringt ins Boot ein. Wir versuchen durch
Rohr VI einen Bold auszustoßen, um durch dessen Gasentwicklung von uns abzulenken. Doch gerade beim Fluten
des Rohrs detonieren wieder Wasserbomben und beschädigen das Rohr. Sofort schießt auch dort Wasser ein.
Das E-Maschinenpersonal kann das Leck etwas dichten. Inzwischen sind durch die fortwährenden Detonationen auch
die Mündungsklappen aller Torpedorohre verklemmt, so dass sie sich nicht mehr öffnen lassen. Auch die
Kreiselmutter ist ausgefallen, und das Seitenruder klemmt bei Backbord 5. Es lässt sich auch von fünf
Mann mit aller Kraft am Reservesteuer nicht bewegen. So sind wir zur Kreisfahrt verurteilt. Das Seewasser läuft
über beide Batterien, die gasen. Zeitweise wird durch Kalipatronen geatmet. Der Druck im Boot steigt ständig,
die Luft ist verbraucht. Beim Versuch, eine geringere Tiefe anzusteuern, um vielleicht doch noch die Torpedoklappen
frei zu bekommen, wird das Boot bei 70 Metern von einer Wasserbombenserie so stark erschüttert, dass es nahezu
senkrecht nach unten kippt und nur durch alle Gegenmaßnahmen bei etwa 250 Meter aufgerichtet werden kann.
Zu allem Übel war jetzt auch noch die Backbord E-Maschine ausgefallen. Die Besatzung kämpft hartnäckig,
um fahrklar zu bleiben. Doch schon meldet mir der Leitende Ingenieur, das starke Abfallen der E-Kapazität
der Batterien. Schnell werden die Batterieluken mit Decken abgedichtet. Mit allen verfügbaren Behältern
wird das Wasser aus dem Achterschiff in den Bugraum gemannt. Das Boot ist stark achterlastig. Es fällt schwer,
aufrecht zu stehen. In der Zentrale schwabben Dosen über den Flurplatten. Aber trotz schwierigster Lage bei
zermürbendem, immer wieder einsetzendem Wasserbombenhagel, blieben alle Männer gefasst. Sie bringen es
fertig, das Boot immer wieder aufzurichten und auf großer Tiefe zu halten. Im Bugraum ist soviel Wasser, dass
bei der Achterlastigkeit das Wasser durch das verklemmte Bugraumschott zurück in die mittleren Räume
fließt. Das Schott wird mit Hängematten abgedichtet, so gut es geht. Seit dem ersten Angriff sind viele
Stunden vergangen. Die Abstände zwischen den Zerstöreranläufen mit Wasserbombenwurf werden größer.
Ich hoffe, dass unserem Gegner sein Wasserbombenvorrat ausgeht. Doch täusche ich mich, denn immer wieder knallt
es. Unsere vielen kleinen Leckagen werden immer größer. Der Leitende Ingenieur hatte mir wiederholt den
starken Abfall der E-Leistung gemeldet. Als er mir jetzt zu verstehen gibt, dass mit dem Ausfall unser einzigen
noch laufenden E-Maschine zu rechnen ist und außerdem ohnehin kaum ausreichende Energie zum Auftauchen vorhanden
ist, entschließe ich mich schweren Herzens zum Auftauchen. Das Boot wird durch ein Alle-Mann-Manöver
und Anblasen förmlich auf den Achtersteven gestellt, die Tiefenruder liegen hart oben. Doch das Boot verharrt
auf Tiefe, ja, es sackt sogar weiter durch. Bange Minuten der Ungewissheit! Durch ein letztes Hochfahren der E-Maschine
und weiteres Anblasen der Tauchzellen kommt das Boot langsam aus der Tiefe von 230 Metern hoch, um dann bei 180
Metern pfeilartig nach oben zu schießen, ohne noch abgefangen werden zu können. Das Vorschiff steigt
steil nach oben, dann fällt es zurück und bleibt mit leichter Schlagseite oben liegen. Wir hatten alle
im Boot unter Sauerstoffmangel und Überdruck schwer zu atmen. Aber mir schwant beim Auftauchen nichts Gutes!
Ahne ich doch, dass wir oben gnadenlos empfangen werden. Ohne Torpedos, mit klemmendem Ruder im Kreise fahrend,
sind wir hoffnungslos wehrlos. Doch zu Überlegungen bleibt jetzt keine Zeit. Im Turm reiße ich die
Wasserbombensicherung vom Luk und nach der Meldung des Leitenden Ingenieurs: "Turmluk ist frei!", versuche ich
die Riegel aufzudrehen. Doch die sitzen fest. Mit äußerster Kraft gelingt es, das Luk zu öffnen.
Es wird plötzlich durch den starken Überdruck im Boot hochgerissen, meine Mütze fliegt mit einem
kräftigen Luftschwall über Bord und ich werde selbst mit hochgezogen. Die Helligkeit blendet mich,
Geschützdonner und Maschinenwaffengebläff im Ohr, so torkele ich auf die Brücke. Ich sehe zwei aus
allen Rohren auf uns schießende Zerstörer. Leuchtspuren über und neben dem Boot, krachende Granatdetonationen
um das Boot. Achtern an Oberdeck und in der Wanne bei den Zweizentimeterlafetten züngeln Flammen an einigen
Holzplanken. Da liegen gefüllte Zweizentimetermagazine zwischen den Flämmchen. Automatisch laufe ich
zur Wanne, stoße mit dem Fuß ein Magazin über Bord und erhalte dabei einen harten Schlag an den Hinterkopf,
falle auf die Reling und verliere das Bewusstsein. In der Zentrale wartet man auf einen Befehl von mir. Der kommt
nicht, der konnte nicht kommen, denn ich treibe bewusstlos im Wasser. Es schlägt ein Granattreffer auf dem
Vorschiff ein und lässt Wasser in den Bugraum eindringen. Jetzt erst befiehlt der I. Wachoffizier: "Alle Mann
außenbords!" Während alle an das Zentraleluk auf die Brücke drängen, liegen die Einschläge
am Boot so dicht, dass Verwundete zeitweise den Ausstieg versperren. Ein Treffer am Achterschiff lässt jetzt
auch dort Wasser eindringen. Das Boot verliert den Auftrieb und schneidet unter. Noch einmal bäumt es sich
auf, durchbricht kurz die Wasseroberfläche und geht dann gegen 07:45 Uhr für immer in die Tiefe.
Einunddreißig unserer Kameraden nimmt es mit ins nasse Grab. Der III. Wachoffizier hält mit Zuspruch
und Mahnungen siebzehn Mann der Besatzung im Wasser treibend zusammen. Diese achtzehn Treibenden werden später
von den beiden US-Zerstörern "USS Ludlow" und "USS Niblack" aufgefischt. Ich selbst komme im Wasser treibend kurz
zu Bewusstsein, als Wasserbomben in der Nähe detonieren und mir den Magen umdrehen. Als ich wieder das Bewusstsein
erlange, liege ich zusammen mit dem Maschinenobergefreiten Mönch in einem Motorbeiboot des Zerstörers
"USS Niblack", die uns an Bord hieven.
So glücklich wir als letztes deutsches U-Boot im Zweiten Weltkrieg
am 19.05.1944 vom Atlantik ins Mittelmeer wechselten. So unglücklich endete unsere Fahrt nach schweren
Schäden und Ausfällen am und im Boot wehrlos im westlichen Mittelmeer.
Insgesamt dauerte die
Jagd auf U 960 42 Stunden und 18 Minuten. Die Versenkung U 960 und U 616 widerlegten die zuvor geäußerte
Kritik, den amerikanischen Seestreitkräften fehlte es bei der U-Jagd an britischer Luftunterstützung. |
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