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U 511

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Typ: IX C
Bauauftrag: 12.10.1939
Bauwerft: Deutsche Werft AG, Hamburg
Baunummer: 307
Serie: U 501 - U 524
Kiellegung: 21.02.1941
Stapellauf: 22.09.1941
Indienststellung: 08.12.1941
Kommandant: Friedrich Steinhoff
Feldpostnummer: M - 42 792

Kommandanten

08.12.1941 - 17.12.1941 Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff
18.12.1942 - 16.09.1943 Kapitänleutnant Fritz Schneewind
16.09.1943 - 00.08.1945 Rikugun-Taisa Masuzu Okuda (Japan)

Flottillen

08.12.1941 - 31.07.1942 Ausbildungsboot 4. U-Flottille Stettin - Klick hier → Ausbildung U 511
01.08.1942 - 01.09.1943 Frontboot 10. U-Flottille Lorient

Unternehmungen

1. Unternehmung
16.07.1942 - Kiel → → → → → → 18.07.1942 - Kristiansand
18.07.1942 - Kristiansand → → → → → → 29.09.1942 - Lorient
U 511, unter Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff, lief am 16.07.1942 von Kiel aus. Nach dem Marsch über die Ostsee, sowie Brennstoffergänzung in Kristiansand, operierte das Boot im Nordatlantik, in der Karibik und der Windward Passage. Es wurde am 13.08.1942 von U 463 mit einem Verdichterkopf und Proviant, sowie am 17.09.1942 von U 460 mit 61 m³ Brennstoff und 5 Tagen Proviant, versorgt. U 511 gehörte zu den U-Boot-Gruppen Pirat und Schlagetot. Das Boot konnte auf dieser Unternehmung Nach 75 Tagen und zurückgelegten 13.280 sm, lief U 511 am 29.09.1942 in Lorient ein.
U 511 konnte auf dieser Unternehmung 2 Schiffe mit 21.999 BRT versenken und 1 Schiff mit 8.773 BRT beschädigen.
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2. Unternehmung
24.10.1942 - Lorient → → → → → → 28.11.1942 - Lorient
U 511, unter Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff, lief am 24.10.1942 von Lorient aus. Das Boot operierte, bei der Landung der Alliierten in Nordafrika, im Mittelatlantik und westlich von Marokko. Die Unternehmung mußte wegen Erkrankung des Kommandanten, blutiger Durchfall, Magenschmerzen, vorzeitig abgebrochen werden. Schiffe konnten nicht versenkt oder beschädigt werden. 1 U-Boot wurde versorgt. Nach 35 Tagen und zurückgelegten 5.970 sm, lief U 511 am 28.11.1942 wieder in Lorient ein.
U 511 konnte auf dieser Unternehmung keine Schiffe versenken oder beschädigen.
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3. Unternehmung
31.12.1942 - Lorient → → → → → → 08.03.1943 - Lorient
U 511, unter Oberleutnant zur See/Kapitänleutnant Fritz Schneewind, lief am 31.12.1942 von Lorient aus. Das Boot operierte im Mittelatlantik sowie südlich und nördlich der Azorischen Inseln. Es wurde am 16.02.1943 von U 108 mit 55 m³ Brennstoff, Schmieröl, 1 Sextanten, 3 Doppelgläsern und Proviant sowie am 23.02.1943 von U 461 mit einer Fu.M.B.-Antenne versorgt. U 511 gehörte auf dieser Unternehmung zur den U-Boot-Gruppen Delphin und Robbe. Nach 67 Tagen und zurückgelegten 10.970 sm, lief U 511 am 08.03.1943 wieder in Lorient ein.
U 511 konnte auf dieser Unternehmung 1 Schiff mit 5.004 BRT versenken.
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4. Unternehmung
10.05.1943 - Lorient → → → → → → 16.07.1943 - Penang
24.07.1943 - Penang → → → → → → 07.08.1943 - Kure
U 511, unter Kapitänleutnant Fritz Schneewind, lief am 10.05.1943 von Lorient aus. Das Boot operierte, bei der Überführung nach Japan, im Indischen Ozean. An Bord befanden sich, der japanische Vizeadmiral Naokuni Nomura und der japanische Stabsarzt Major Dr. Sugita Tamotsu. Der deutsche Botschafter in Japan Dr. Ernst Woermann und der neue Landesgruppenleiter der NSDAP in Japan Franz-Joseph Spahn sowie 3 Ingenieure. Als Ladung waren Konstruktionspläne des U-Bootes VII-C, ein 600 PS starker Dieselmotor und diverse andere Materialien geladen. U 511 wurde am 26.05.1943 von U 460 mit 80 m³ Brennstoff, 1 m³ Schmieröl und Proviant versorgt. Das Boot lief am 16.07.1943 in Penang ein. Dort wurden Überholungsarbeiten durchgeführt sowie Brennstoff und Proviant ergänzt. Anschließend ging es zur, Übergabe des Bootes an die japanische Marine, nach Kure. An Bord war der zukünftige japanische Kommandant Kapitän zur See Masuzu Okuda. Nach 89 Tagen und zurückgelegten 15.744 sm, lief U 511 am 07.08.1943 im japanischen Kure ein.
U 511 konnte auf dieser Unternehmung 2 Schiffe mit 14.370 BRT versenken.
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Verlegungsfahrt
23.08.1943 - Kure → → → → → → 23.08.1943 - Otake
U 511, unter Kapitänleutnant Fritz Schneewind, lief am 23.08.1943 von Kure aus. Das Boot verlegte, zur U-Bootschule, nach Otake. Vom 24.08.1943 bis 30.08.1943, wurde an Bord von U 511, die japanische Besatzung durch die Deutschen Unterrichtet. Vom 31.08.1943 bis 13.09.1943 erfolgten, in der Inlandsee, die Ausbildung sowie Fahr- und Tauchübungen mit japanischer Besatzung.
Verlegungsfahrt
15.09.1943 - Otake → → → → → → 15.09.1943 - Kure
RO 500, unter Kapitänleutnant Fritz Schneewind, lief am 15.09.1943 von Otake aus. Das Boot verlegte, von Otake zurück nach Kobe. Hier diente es als Schulboot der japanischen Marine. Am 16.09.1943 wurde das Boot den Japanern übergeben und dort als RO-500 in Dienst genommen.

Verlustursache

Boot: U 511/RO 500
Datum: 16.09.1943
Letzter Kommandant: Fritz Schneewind
Ort: Kure
Position: 34°14' Nord - 132°33' Ost
Planquadrat: OB
Verlust durch: Übergabe an Japan
Tote: 0
Überlebende: 0
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U 511 wurde am 16.09.1943 in Kure an Japan übergeben. Das Boot war ein Geschenk Hitlers an die japanische Marine. Das Boot wurde zuerst in Satsuki 1 und dann später in RO 500 umbenannt und bekam eine japanische Besatzung unter dem Kommando von Kapitän zur See Masuzu Okuda. Im August 1945 kapitulierte Kapitän zur See Okuda in Maizuru gegenüber den Amerikanern. U 511 wurde am 30.04.1946 bei der Operation Scuppered von der US-Navy versenkt.
Etwa 47 Mann der ehemaligen deutschen Besatzung von U 511 reisten nach der Übergabe des Bootes an die Japaner mit dem Motorschiff OSORNO nach Singapur, wo sie am 10.10.1943 eintrafen. Dort wurden sie auf die ehemaligen Italienischen U-Boote UIT 23, UIT 24 und UIT 25 verteilt.
Im Juni 2018 wurde das Wrack der RO 500/U 511 von einem ROV der Society La Plongée for Deep Sea Technology in einer Tiefe von 90 Metern vor Kanmuri Jima in der Wakasa Bay geortet.
U 511 konnte auf 4 Unternehmungen 5 Schiffe mit 41.373 BRT versenken und 1 Schiffe 8.773 BRT beschädigen.
Clay Blair schreibt dazu:
Ich zitiere: [...] Nachdem das Problem mit den italienischen U-Booten gelöst war, gestand Hitler, daß die japanische kaiserliche Marine durch den Chef der japanischen Delegation in Berlin, Admiral Naokuni Nomura, um zwei deutsche U-Boote gebeten hatte. Die Japaner wollten sie offensichtlich nachbauen und massenhaft herstellen, um sie gegen die amerikanischen Streitkräfte im Pazifik einzusetzen. Dönitz war gegen das Geschenk, weil er meinte, daß die Japaner die in Deutschland entworfenen U-Boote nicht mehr echtzeitig in großer Zahl bauen könnten, um die Kriegsverlauf noch zu beeinflussen. Hitler bestand jedoch darauf, den Japanern mindestens ein U-Boot zu übergeben, als freundschaftliche Geste und als Gegenleistung für die gewaltigen Mengen von Zinn, Gummi und anderen Rohstoffen, mit denen die Japaner die deutschen Blockadebrecher großzügig versorgt hatten.
Das U-Boot, das unter dem Namen >>Marco Polo I.<< nach Japan transferiert werden sollte, war das IXC-Boot U 511 unter dem Kommandanten Fritz Schneewind. Es lief am 10. Mai mit Fracht und sechs Passagieren aus, zu denen auch Admiral Nomura gehörte, tankte bei dem U-Tanker U 460 vom Typ XIV auf und erreichte am 17. Juli die malaysische Insel Penang. Dort verließ Nomura das Boot und flog nach Japan. Schneewind nahm einen japanischen Offizier als Lotsen und Dolmetscher an Bord und traf am 16. September in Japan ein. Danach kehrte er mit seiner Besatzung per Überwasserschiff nach Penang zurück, wo die Deutschen gerade einen U-Boot-Stützpunkt für italienische Transport-U-Boote und deutsche Kampf- und Transport-U-Boote einrichteten. Zitat Ende.
Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 299.
RAKETENVERSUCHE AUF U 511 - 1942
Am 27.05.1942/28.05.1942 wurden bei dem Oderwerken Stettin, auf U 511, Raketenabschußrampen für Unterwasserabschuß eingebaut. Am 06.04.1942 erfolgte der Abschuß aus rd. 25/30 m Wassertiefe in der Ostsee. Die Wissenschaftler Dr. Steinhoff (Bruder des Kommandanten) und Wernher von Braun entwickelten und entwarfen Pläne zur Montage eines Stahlgestells an Oberdeck des U-Bootes zum Abschuß von 6 Raketen. Jede Rakete war ca. 1,50 m lang und hatte 0,24 m Durchmesser. Der Abschusswinkel betrug 45 Grad. Ein Festtreibstoff trieb den Gefechtskopf über etwa 10 km Entfernung. Die Düsen waren mit Kerzenwachs verschlossen durch den eine elektrische Leitung zum Zünder führte. Friedrich Steinhoff fuhr U 511 zu einem Anleger in der Nähe der Raketenstation, wo es für die Versuchsabschüsse ausgerüstet wurde.
"Die allgemeine Reaktion von uns allen auf diesen ersten experimentellen Unterwasserversuch zum Abschuß einer Rakete von einem U-Boot war voller Vertrauen", sagte Wernher von Braun. "Wir waren nicht besorgt und befürchteten keine Explosionen nach Abschussbeschädigungen für das Boot." U 511 lief aus und auf einer Tiefe von 23 m drückte Friedrich Steinhoff auf den Knopf. "Als die Rakete zündete fühlten wir keinen Rückschlag oder Stoss" erinnerte sich Wernher von Braun, "wir hörten nur ein gedämpftes Zischen als sie das Abschussgestell verließ." Beobachter an Land hörten Steinhoffs Countdown über Telefon mit. Nach 2 Sekunden sahen wir die Rakete im perfekten 45 Grad Winkel aus dem Wasser aufsteigen, danach die zweite, dann die dritte usw. Es funktionierte. Admiral Dönitz hörte von dem Versuch und war von dem Konzept begeistert. Es wurden jedoch Argumente laut, die sagten, daß das Abschussgestell zu massig wäre, seeungeeignet und die Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit des U-Bootes drastisch heruntersetzen würde. Andere machten den Vorschlag, die Raketen im Innern des Bootes unterzubringen, anstatt auf dem Startgestell außerhalb. Das Projekt wurde fallen gelassen.
Raketenschießversuche auf deutschen U-Booten 1942 - Die ersten Erprobungen auf U 511 in der Ostsee:
"Erster Unterwasser-Start eines Flugkörpers von einem auf Sehrohrtiefe stehendem U-Boot im Juli 1942" Im Fortlauf des Krieges überlegte die Kriegsmarine, wie sie ihre U-Bootwaffe schlagkräftiger machen könnte, um den ständig verbesserten Abwehrwaffen der Alliierten begegnen zu können. Ferner wurden Untersuchungen angestellt, Flächenziele an Land auch vom U-Boot aus zu bekämpfen. Im Einverständnis mit dem OKW-Heer wurde seitens der Heeresversuchsanstalt Peenemünde der Vorschlag gemacht, den von Waffenprüfamt 11 entwickelten 30-cm-Wurfkörper Spr 42 zur Bekämpfung von Zielen an Land, wie z.B. Hafenanlagen, Ölraffinerien usw. vom U-Boot aus zu verwenden. Ferner sollte überlegt werden, ob sich diese Waffe auch gegen Geleitzüge der Alliierten im Atlantik verwenden ließe.
Die Konstruktion des Wk Spr 42 ließ grundsätzlich nach Behebung unerheblicher Mängel die Möglichkeit des Abschusses auch unter Wasser zu. Nach Vortrag des Vorschlages beim 2. Admiral der U-Boote Kapitän zur See Hans-Georg von Friedeburg, wurde das Interesse der U-Bootwaffe an dieser Entwicklung bekundet und seitens Wa Prüf 11 und der Heeresversuchsanstalt Peenemünde die Vorbereitungsarbeiten in Angriff genommen. Für die Schießversuche vom U-Boot aus war das U-Boot U 511 vom Typ IX-C unter Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff vorgesehen. Diese Arbeiten sind dann einschließlich einem orientierendem Unterwasserschießen von U-511 am 04.06.1942 zum Abschluß gekommen.
Die damals erzielten Ergebnisse ließen erwarten, daß der 30 cm -Wk Spr 423 auf Entfernungen zwischen 4 und 5 Kilometer auf Flächenziele mit den Abmessungen 200 x 300 m bis 300 x 500 m aus Sehrohrtiefe vom U-Boot aus erfolgreich eingesetzt werden konnte. Der Aufwand zur Ausstattung von U-Booten mit Wurfgeräten für 30 cm Wk Spr 42 war geringfügig und Erforderte zum Einbau lediglich 100 bis 200 Arbeitsstunden. Um die Grundsätzliche Möglichkeit des Abschusses des Wurfkörpers aus Wassertiefen von 2,5 bis 7 m zu prüfen, wurden am 14.05.1942 und 15.05.1942 zunächst Abschußversuche von Land aus, und aus dem Hafenbecken der Greifswalder Oie durchgeführt. Die Schüsse wurden auf einen Wurfrahmen für 4 Stück (übliche Serienausführung) einzeln angebracht und abgeschossen.
Von Land wurden acht Schüsse abgegeben. Die Schüsse 9 und 10 wurden dann aus 2,5 m Wassertiefe unter etwa 45° Erhöhungswinkel abgegeben. Der 11. Schuß wurde dann bereits aus 7 m Wassertiefe abgegeben und diente lediglich dem Stadium des Abschußvorganges. Das Abschußgestell wurde von einer Fähre aus mit Hilfe eines Kranes versenkt und durch Taucher lediglich das Zündkabel und die ungefähre Abschußrichtung geprüft. Die Schußweite lag mit 4.347 m ebenfalls innerhalb des Streuungsbereiches der vorherigen Abschüsse. Die Fortsetzung der Unterwasserschießversuche fand am 27.05.1942 und 28.05.1942 wiederum in der Nähe der Greifswalder Oie statt.
Diesmal wurden drei Wurfrahmen auf einem gemeinsamen Grundgerüst montiert, so daß die Möglichkeit gegeben war bis zu 12 Schuß hintereinander in die gleiche Richtung abzugeben. Die Gestelle wurden wie bei den vorangegangenen Versuchen von einer Fähre aus mittels Kran in 7 Meter Wassertiefe versenkt. Am 27.5.1942 wurden zunächst, nur 4 Schuß abgegeben. Schuß 1 - 3 erfolgten aufgrund eines Fehlers gleichzeitig. Der 4. Schuß kam dagegen einwandfrei. Die Streuung der Schüsse 1 - 4 lag nur in einem Bereich von 200 bis 250 m.
Bei dem Schießen am 28.5.1942 nahmen einige führende Offiziere der Kriegsmarine teil:
Der 2. Admiral der U-Boote, Kapitän zur See Hans-Georg von Friedeburg, von der Seekriegsleitung des OKM Korvettenkapitän Heinrich Liebe, Korvettenkapitän Klaus Ewerth beim 2. Admiral der U-Boote, Kapitänleutnant Hans Meckel beim B.d.U. und Oberleutnant Grundke als Nachrichtenreferent beim 2. Admiral der U-Boote.
Außerdem waren anwesend vom OKM Wa Prüf 11Reg.:
Baurat Dipl. Ing. Pietzken und Ing. Gronwald und von der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, Oberst Dipl. Ing. Zannsen, Oberstleutnant Dipl. Ing. Stegmaier, Hauptmann Stölzel, Dr. Wernher von Braun und Dr. Steinhoff.
Im Anschluß an dieses Schießen verabredeten Hans-Georg von Friedeburg und die Heeresversanstalt Peenemünde, daß die nächsten Schießversuche von U 511 stattfinden sollten und dieses U-Boot nach Abschluß der praktischen Übungen und Erledigung des Abhorchens der Sondereinbauten bei dem U-Bootsstützpunkt Stettin durchgeführt werden sollen. Diese Einbauten wurden in der Zeit vom 31.05.1942 bis 04.06.1942 in Stettin durchgeführt.
Montage des Werfergestelles auf dem Achterdeck von U 511
Es wurden vier Abschußgestelle für insgesamt sechzehn 30 cm-Wk Spr 42 hinter dem Turm des U-Bootes so angebracht, daß die Schußrichtung der an Backbord auf den Torpedotransportschienen montierten Gestelle nach Steuerbord und die auf den Transportschienen montierten Gestelle nach Steuerbord und die auf den Transportschienen steuerbordseitig angebrachten Abschußgestelle eine unter 90° zur Bootlängsachse ausgerichtete Schußrichtung nach Backbord ergab. Die Zündanlage wurde im Turm des U-Bootes angebracht und durch eine vorhandene wasserdichte Durchführung zunächst am Turm herunter und dann unter Deck bis zu den Abschußgestellen geführt. An den Durchführungen am Turm befand sich jeweils ein Verteilerkasten. Zusätzlich wurden durch die Oderwerke AG Stettin jeweils in Höhe des Geschosses druckwasserdichte doppelpolige Steckdosen verlegt.
Für die Durchführung der Schießversuche vom U-Boot aus war die Zeit vom 04.06.1942 bis 12.06.1942 in Aussicht genommen worden. Neben sieben Geschossen, die für das Schießen am 28.05.1942 noch vorgesehen waren, wurden weitere 48 Geschosse für ein Schußtafelschießen vorbereitet. Es war für dieses Schießen folgendes Schußprogramm vorgesehen: Am 04.06.1942, 05.06.1942 und 06.06.1942 Probeschießen mit 7 Schuß 30 cm Wk. Spr 42 zur Erprobung der Anbringung der Abschußgestelle, der Zündeinrichtung und der Abschußmanöver. Die weiteren 48 Schuß wurden zum 07.06.1942 erwartet und sollten eine gegenüber den vorhergehenden Versuchen besonders zuverlässige gedichtete Zündzuführungen erhalten. Als Schußtafelschießprogranm war vorgesehen, unter Erhöhung von 42, 44, 46, 48 und 50° je 8 Schuß abzugeben und außerdem bei dem Erhöhungswinkel mit optimaler Schußweite mit weiteren 8 Schuß die Wassertiefe zu variieren.
Leider bekam das U-Boot U 511 am 04.06.1942 bereits Befehl zur sofortigen Rückkehr nach Kiel, so daß nur für die ersten orientierenden Schüsse vom U-Boot vorgesehenen 7 Stück verschossen werden konnten. Statt der ursprünglich vorgesehenen 2 Schüsse im aufgetauchten Zustand wurde mit Rücksicht auf die neue Sachlage nur 1 Schuß im aufgetauchten Zustand abgegeben. Das Abschußgestell war in einem Höhenwinkel von ca. 45° montiert. Der Abschuß vom Boot hatte keinerlei Rückwirkung auf das U-Boot selbst. Es ergab sich eine Schußweite von 4.789 m. Der erste Schuß erfolgte gegen 19.30 Uhr. Der Einschlag lag genau in der beabsichtigten Richtung auf einem am Horizont liegendem Landeziel. Beim nächsten Schuß tauchte das Boot. Die Tauchtiefe betrug 12 m, die Geschoßtiefe etwa 5 m. Die erzielte Schußweite des Unterwasserschusses betrug 4.191 m.
Auch bei diesem Schuß ergaben sich keinerlei Rückwirkungen auf das Boot. Das Abschußgeräusch entsprach nach Aussage des U-Bootkommandanten, Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff, und der Besatzung etwa dem Geräusch des Abschusses eines Torpedos. Nach Abschuß der nächsten 5 Geschosse wurde erneut getaucht. Beim Austrimmen des Bootes hing dieses etwa 2° Backbord, so daß der Erhöhungswinkel zwischen 42 und, 43° angenommen werden kann. Die Tauchtiefe betrug bei dieser Schußfolge etwa 14 m, die Geschosse lagen etwa 7 m unter Wasseroberfläche. Beim Schuß 3 kam damals gleich der Schuß 4 mit. Eine Steckverbindung der Aussenbordsteckdose war zeitweilig unterbrochen. Das führte dazu, daß die Erdung der Zündleitung unterbrochen war und der Einschaltstrom durch induktive Beeinflussung den Schuß 4 gleich mit auslöste. Schuß 3 und 4 lagen im Einschlag dicht beieinander. Schuß 5, 6 und 7 verliefen im Abschuß einwandfrei beim Aufschlag erwies sich Schuß 5 jedoch als Blindgänger.
Die Schußweite dieser letzten fünf Schüsse betrug etwa zwischen 3.800 - 4.000 m und lag damit ca. 1 km unter der bei den Unterwasserschießversuchen erzielten optimalen Schußweiten. Die optimale Schußweite dürfte damals an Hand der damals durchgeführten Versuche bei etwa 48 - 50° Erhöhungswinkel zwischen 4.800 - 5.000 in gelegen haben. Bei den Unterwasserschießversuchen zeigte sich ferner, daß die Schußweitenstreuung im allgemeinen nicht größer als insgesamt plus/minus 100 m in Längsrichtung war.
Das Versuchsschießen von U-511 ergab, daß:
1. keinerlei Rückwirkung noch Neigungsstörungen, z.B. Kränkungen usw. beim Abschußvorgang auftraten
2. daß der Abschuß bei Mindestfahrt oder beim absoluten Stillstand die genaueste Einhaltung der Schußrichtung ermöglicht
3. daß das Boot zur Erzielung minimaler Längsstreuung in der Querrichtung genau ausgetrimmt werden muß
4. beim in Fahrt befindlichen Boot sich durch die Drallwirkung des Geschosses im Verein mit der Dichte des Wassers ergebene Magnus-Effekt ungünstig auf die Einhaltung der Schußbahn auswirkt
5. die Schußweite bei den oberen Winkelgruppen beim Schießen aus Wasser nur unwesentlich zurückgeht von denen, die von Land aus geschossen wurden.
Zum Abschluß teilte Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff den Beteiligten mit, daß vorgesehen ist die Versuche mit einem Schulboot zum Abschluß zu bringen. Erst nach Durchführung der weiteren Versuche hätte sich ein endgültiges Urteil über den taktischen Wert und über die Einsatzmöglichkeiten des 30 cm Wk Spr 42 bilden lassen. Schon beim Schießen am 28.05.1942 wurde seitens des 2. Admiral der U-Boote Hans-Georg von Friedeburg festgestellt, daß die zu erwartende Schußweite von ca. 4 km an der untersten Grenze der für den taktischen Einsatz zweckmäßigen Schußweite läge.
Diese Schußweite ließe nur wenige Ziele des Feindes zur Bekämpfung zu, da angenommen werden könnte, das lebenswichtige feindliche Industrieanlagen, Hafen- und militärische Anlagen in etwas größerem Abstand von der Küste angeordnet sind. Eine Steigerung der Schußweite um 4 - 8 km hätte eine außerordentliche Erweiterung der taktischen Einsatzmöglichkeiten zur Folge gehabt. Um aber etwa eine Schußweite von ca. 12 km zu erreichen, hätte das Geschoß umkonstruiert werden müssen, das zeigen jedenfalls Berechnungen aus der damaligen Zeit.
Übernahme der bereits mit "Raketen" bestückten Abschußanlagen
Eine Verfolgung eines solchen Projektes konnte damals, wenn die Kriegsmarine es gewünscht hätte, als aussichtsreich angenommen werden, da dieses im Bereich des technischen Machbaren lag. Die Unterwasserschießversuche ergaben auf jeden Fall die Brauchbarkeit der Geschosse zum Abschuß von auf Sehrohrtiefe getauchten U-Booten aus. Die max. erreichte Schußweite betrug damals 5 km bei einer Längsstreuung von 250 m und einer Seitenstreuung von 450 m. Die Sprengwirkung der Sprengladung von 45 kg entsprach der Sprengwirkung einer 42 cm Granate, jedoch fehlte die panzerbrechende Wirkung der letzteren. Die Schußfolge hätte 1 - 2 Schuß pro Sekunde betragen, bei einer Höchstzahl von etwa 30 - 32 Schuß, so daß sich das U-Boot unmittelbar nach dem Beschuß der feindlichen Anlagen in Sicherheit hätte begeben können.
Hätte man zur Lagerung der Geschosse die Oberdeckbehälter benutzt, so hätten 140 - 160 Geschosse mitgeführt werden können. Bei einer Schußfolge von 30 Schuß hätten bei einer Feindfahrt 5 taktische Ziele bekämpft werden können. Das Anbringen des Abschußgestells hätte keinerlei bauliche Änderungen bedurft, sondern lediglich einige Zusatzeinrichtungen, die leicht mitzunehmen und anzubringen gewesen wären. Es ist bis heute nicht bekannt, ob diese Versuche praktisch weitergeführt wurden. Projekte in ähnlicher Form, die die von der Kriegsmarine geforderten taktischen Aufgaben gerecht geworden wären, sind in den letzten Kriegsjahren weitergeführt und teilweise bekannt geworden.

Literaturverweise

Blair - Der U-Boot-Krieg - Die Gejagten 1942 - 1945" - Heyne Verlag 1999 - S. 299. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Kommandanten" - Mittler Verlag 1996 - S. 211, 233. → Amazon
Busch/Röll - "U-Boot-Bau auf deutschen Werften" - Mittler Verlag 1997 - S. 63, 230. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Verluste" - Mittler Verlag 2008 - S. 147. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Erfolge" - Mittler Verlag 2008 - S. 219. → Amazon
Niestlé - "German U-Boot Losses During World War II" - Verlag Frontline Books 2022 - S. 121. → Amazon
Ritschel - "Kurzfassung KTB Deutscher U-Boote 1939 - 1945 - KTB U 501 - U 560" - Eigenverlag - S. 93 - 100. → Amazon

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